Bei den Zürcher Reformierten ist der Teufel los, seit der erzkonservative Churer Bischof Vitus Huonder (73) die Idee eines katholischen Bischofs in der reformierten Zwingli-Stadt aufgenommen hat. Ausgerechnet 2019 soll der Kirchenfürst vom Papst eingesetzt werden, schrieb BLICK am Montag.
«Das wirkt als bewusste Provokation», sagt der reformierte Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller (52). 2019 ist just das Jahr, in dem die Zürcher Protestanten 500 Jahre Reformation feiern. 1519 übernahm Reformator Huldrych Zwingli das Grossmünster und machte Zürich zu einem Stammland der Reformation. Noch immer leben mehr Protestanten im Kanton als Katholiken.
Dass Chur das Jubiläumsjahr für die Errichtung eines Bischofssitzes in einer Hauptstadt des Protestantismus anpeilt, ist kein Zufall. «Pikant», findets Matthias Reuter (50), Pfarrer und einer der Fraktionschefs im Kirchenparlament. Auch Ratspräsident Müller wunderts nicht: «Die katholische Kirche lebt eben von Zeichen und Symbolen.»
Darum spielt es für das Verhältnis der Konfessionen eine Rolle, ob für Zürich ein eigener Bischof zuständig ist. «Ein offener Kirchenmann als Zürcher Bischof wäre gut für die Ökumene», sagt Müller. Mit einem konservativen Hardliner hingegen würde es schwierig.
«Ein extrem konservativer Bischof in Zürich wäre eine Belastung für die Beziehungen mit den Reformierten», sagt Thomas Maurer (53), Pfarrer und Präsident der Liberalen in der Synode. Wenn die Katholiken Krach haben mit ihrem Oberhirten, leiden die anderen christlichen Kirchen mit.
Das Recht auf einen eigenen Bischof sprechen die Protestanten ihren katholischen Brüdern und Schwestern keineswegs ab. Bloss: Die Errichtung eines eigenen Bistums «könnte zum Pyrrhussieg werden», sagt Pfarrer Reuter. Dann nämlich, wenn sie von einem lokalen Bischof enger an die Kandare genommen werden als jetzt von Chur aus.
Dass die Zürcher Katholiken einen ihnen genehmen Bischof erhalten, ist ungewiss. Denn sie werden kaum so weitgehende Mitspracherechte erhalten wie im jetzigen Bistum Chur.
Bischof Huonder und seine graue Eminenz, Generalvikar Martin Grichting (48), werden bei der Auswahl des Kandidaten ein gewichtiges Wort mitreden und dem Papst einen Mann aus ihrer Ecke vorschlagen.