Ein Blitz traf Jürg Bertolutti (54) auf Mallorca in den Kopf
«Ich hatte nie zuvor solche Schmerzen»

Ende Sommer wurde ein Schweizer Paar auf Mallorca vom Blitz getroffen. Jetzt spricht Opfer Jürg Bertolutti (54) erstmals über den verhängnisvollen Tag: «Ich hatte nie zuvor solche Schmerzen.»
Publiziert: 19.02.2018 um 12:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:05 Uhr
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Jürg Bertolutti (54) findet Schritt für Schritt zurück ins Leben. Der Schwyzer und seine Freundin wurden am 15. September 2017 auf Mallorca vom Blitz getroffen.
Foto: ANIAN HEIERLI
Anian Heierli

Es hätte ein schöner Urlaub werden sollen, doch die Mallorca-Reise endete für Jürg Bertolutti (54) und seine Freundin in einem Albtraum. Am 15. September wird das Paar auf einer Wanderung vom Blitz getroffen (BLICK berichtete).

Bertolutti verlor das Bewusstsein und erlitt Verbrennungen. Zum Glück waren zwei deutsche Touristen in der Nähe. Sie leisteten Erste Hilfe und alarmierten die Sanität. 

Es war kühler als sonst

Mittlerweile hat der Schwyzer den ersten Schock überwunden. Schritt für Schritt findet er zurück ins Leben. Nun erzählt er BLICK exklusiv, was vor gut fünf Monaten auf Mallorca passierte: «Wir wanderten zum Torre Cala en Basset und sahen uns den historischen Turm an», sagt er. An diesem Tag ist es leicht bewölkt und etwas kühler als sonst.

Doch als die beiden auf dem Hügel bei der Ruine ankommen, zieht vom Meer her ein Gewitter auf. «Plötzlich stürmte es», so Bertolutti. «Der Wind schlug uns Sand ins Gesicht.» Das Paar sucht Zuflucht im Turm. Ein fataler Fehler: Der Blitz schlägt genau an dieser Stelle ein. Er trifft Bertolutti am Kopf und erwischt auch seine Freundin. Der genaue Ablauf lässt sich nur schwer rekonstruieren.

Gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein

Die Wucht des Blitzes schleudert beide zu Boden. Bertolutti und seine Partnerin verlieren das Bewusstsein. «Ich spürte nichts», sagt der Schwyzer. «Ich hörte auch keinen Knall.» Als er zu sich kommt, sieht er die Freundin neben sich liegen. Sie schauen sich direkt in die Augen. Doch der Stromschlag hat sie gelähmt. Sie können nicht einmal sprechen.

Zum Glück ist ein deutsches Paar in der Nähe. Die Urlauber eilen den Opfern zu Hilfe. «Der Mann hat mich beatmet», so Bertolutti. «Sie riefen wohl auch die Sanität.» Leider kennt er die Namen der beiden Retter nicht: «Ich würde mich gerne für alles bedanken.»

«Mein Oberkörper brannte wie Feuer»

Als dann die Ambulanz eintrifft, kommen auch die Schmerzen. Diesen Moment wird Bertolutti nie vergessen: «Mein ganzer Oberkörper brannte wie Feuer. Es war, als würde man mich grillieren.» Sein Körper zuckt so stark, dass die Sanitäter ihn auf der Trage festbinden müssen.

Rückblickend sagt Bertolutti: «Es tat so weh. Ich hatte zuvor noch nie solche Schmerzen.» Trotzdem sagte er sich immer wieder: «Ich werde nicht sterben.» Erst im Krankenwagen erhält er Schmerzmittel. Zusammen mit seiner Freundin wird er nach Palma ins Spital gefahren, danach werden sie in die Schweiz geflogen.

Keine bleibenden Schäden, trotz verbrannter Nerven

In Zug werden sie erneut eine Woche hospitalisiert. Bei Bertolutti dauert die Behandlung bis heute an. Nerven sind verbrannt. Er ist auf Medikamente angewiesen. Trotzdem ist er dankbar: «Ich habe weder bleibende Lähmungen noch Hirnschäden.»

Obwohl er an schlechten Tagen mit Gleichgewichtsstörungen und unkontrollierbaren Reflexen kämpft, arbeitet er wieder mit seinem Zwillingsbruder Markus (54) zusammen – so gut es geht. Die Handwerker stellen Arbeiten aus Naturstein her, fertigen professionelle Modelle für Museen. 

Für Bertolutti ist klar: «Seit dem 15. September 2017 bin ich ein anderer Mensch. Ich bin dankbar, überlebt zu haben.» Für die Zukunft hat er nur einen Wunsch: «Gesund werden und bleiben.»

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