Die Brutalität und Kaltblütigkeit war einmalig: Robert S. (49), der ehemalige Anlagechef der Aargauischen Pensionskasse, tötete am 15. September 2014 die polnische Prostituierte J. P. (†25) alias «Kathleen» in einem Zimmer des Fünfsternhotels Dolder in Zürich.
Danach packte er die Leiche in einen Rollkoffer, fuhr zu sich nach Hause und versteckte sie in seinem Wein-Klimaschrank. Nach sieben Tagen klingelte die Polizei. Sie kam S. auf die Schliche, weil die polnische Familie von «Kathleen» Alarm geschlagen hatte. S. gestand die Tat.
Heute veröffentlichte die Staatsanwaltschaft die Anklageschrift. Darin wird auch das Motiv ersichtlich: Robert S. war in «Kathleen» verliebt und hatte panische Angst vor einer möglichen Zurückweisung. Er befürchtete, dass Kathleen keine Beziehung mit ihm wünschte und ihn nur treffen wollte, wenn er sie dafür auch bezahlte.
Seine erste Dirnen-Liebe hiess «Alexa»
Diese Situation weckte bei S. böse Erinnerungen. «Kathleen» war nämlich nicht die erste Prostituierte, in die sich S. verliebt hatte. Mitte 2011 hatte er sein Herz an «Alexa» verloren, eine Edelprostituierte, die er regelmässig besuchte. Er begann, sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr auszumalen. «Alexa» wollte davon jedoch nichts wissen, wies S. zurück und verliess die Schweiz.
Das warf ihn damals aus der Bahn.
Bis Ende 2011 war S. leitender Angestellter bei der Aargauischen Pensionskasse, verdiente jährlich über 250'000 Franken und genoss einen «gehobenen Lebensstil». Er soll aber nur wenig soziale Kontakte gehabt und sich stark auf seine berufliche Tätigkeit konzentriert haben.
Ein einen neuen Job fand Rober S. danach aber nicht. «Dass ihm die Rückkehr ins Berufsleben nicht nach seinen Vorstellungen gelang, empfand er als Schmach», steht in der Anklageschrift.
Einsam und frustriert begann Robert S., regelmässig ins Bordell zu gehen. Dort fiel er durch seine finanzielle Grosszügigkeit auf. «Er steigerte trotz fehlendem Einkommen seine Ausgaben dermassen, dass er ab Mai 2014 seine Zahlungsunfähigkeit nur noch durch den Verkauf persönlicher Wertgegenstände wie Uhren, Möbel und Wein abwenden konnte.»
«Die Frau seines Lebens»
2013 schliesslich nahm das Unheil seinen Lauf. S. lernt «Kathleen» kennen. Mit ihr überwand er «Alexas» Zurückweisung. «Er schwärmte nun dermassen für Kathleen, dass er meinte, in ihr die Frau seines Lebens gefunden zu haben.» Robert S. sei aber bewusst gewesen, dass «Kathleen» nur Zeit mit ihm verbrachte, wenn sie daraus einen wirtschaftlichen Profit ziehen konnte.
Bloss: Dafür hatte er nicht mehr genug Geld. «Der Gedanke, von ihr zurückgewiesen zu werden, erinnerte ihn an seine Erlebnisse mit Alexa und war ihm unerträglich», steht in der Anklageschrift.
Ihr Tod sollte ihn vor Liebeskummer bewahren
Deshalb fasste Robert S. den irren Entschluss: «Kathleen» muss sterben, damit ihm der Schmerz erspart bleibt. So hat er die 25-Jährige am 15. September 2014 in eine Falle gelockt. Er buchte ein Zimmer im Dolder Grand und brachte sie nach einem gemeinsamen Nachmittag gegen 18 Uhr aufs Zimmer.
Dort betäubte er «Kathleen», schlug auf sie ein und würgte sie, bis sie starb.
Koffer der Lebenspartnerin
Den Rollkoffer seiner Lebenspartnerin – 54 Zentimeter breit und 72 Zentimenter hoch – soll S. bewusst mitgenommen haben, um darin die Leiche verstecken zu können. Der Staatsanwalt ist sich sicher: Robert S. hat genau diesen Koffer ausgewählt, weil er gerade noch in seinen Wein-Klimaschrank im Keller passt.
Für die Staatsanwaltschaft ist deshalb klar, dass es sich um einen Mord handelte. Welche Strafe die Anklage dafür fordert, wird erst während des Prozesses bekannt.
Der Anwalt von Robert S. plädiert hingegen auf vorsätzliche Tötung oder Totschlag.