Die Zürcherin Joy Kistler (20) litt an Hyperhidrose
«Ich schwitzte sogar, wenn mir kalt war»

Jeder schwitzt, wenn es heiss ist. Joy Kistler (20) aus Uster ZH schwitzte aber auch, wenn es kalt war. Ihr Leiden war besonders unangenehm: krankhaftes Schwitzen.
Publiziert: 28.06.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2019 um 15:48 Uhr
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Jahrelang schwitzte Joy Kistler aus Uster sehr stark unter den Achseln.
Foto: Jessica Keller
Johannes Hillig

Der Schweiss lief ihr nur so runter, egal wie warm es draussen war. Es war der Horror für Joy Kistler (20) aus Uster ZH. «Innerhalb von fünf Minuten hatte ich grosse Schweissränder unter den Armen – selbst wenn ich kalt hatte», sagt die gelernte Coiffeuse zu BLICK. Gegen das viele Schwitzen war kein Kraut gewachsen. Deos, Cremes – nichts half. 

«Ich habe mich dafür sehr geschämt. Nur noch schwarze und lockere Klamotten angezogen, um mein Schweiss-Problem zu verstecken», so die 20-Jährige. Sie arrangierte sich zunächst damit. Hatte immer ein Ersatz-Oberteil in der Nähe, trug öfters Parfüm auf, um den Geruch zu überdecken.

Dass ihr Schwitzen krankhaft war, ahnte sie als Teenager noch nicht. «Das Achsel-Schwitzen fing in der Pubertät an, und ich dachte mir halt, dass das dazugehört und irgendwann wieder aufhört.»

«Behandle täglich Patienten, die krankhaft schwitzen»

Doch das tat es nicht. Der Grund: Die Zürcherin litt an Hyperhidrose – krankhaftes Schwitzen. Damit ist sie nicht allein. In der Schweiz gibt es rund 34'000 Betroffene. 

«Bei der Hyperhidrose produzieren die Schweissdrüsen aussergewöhnlich viel Schweiss, der nicht mehr im Verhältnis zur Körpertemperatur steht», erklärt die plastische Chirurgin Rosmarie Adelsberger vom Zentrum für Plastische Chirurgie der Klinik Pyramide. Die Medizinerin behandelt täglich Patienten, die krankhaft schwitzen.

Zwei Formen der Hyperhidrose

Wie die Hyperhidrose therapiert wird, hängt davon ab, welche Form vorliegt. «Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Hyperhidrose. Die primäre Form ist angeboren, und bei der sekundären Form liegt eine Ursache oder eine Krankheit vor, die das übermässige Schwitzen auslöst», erklärt Adelsberger.

Als krankhaft gilt eine Produktion von 100 mg Schweiss innert fünf Minuten. «Meist ist das krankhafte Empfinden aber subjektiv», betont Adelsberger. 

Kliniken bieten mehrere Möglichkeiten an, um gegen das Schwitzen vorzugehen. Zum Beispiel mittels Botox-Spritzen, einer Gleichstromtherapie oder gleich einer operativen Entfernung der Drüsen.

Nach drei Jahren entscheidet sich Kistler für eine Behandlung

Joy Kistler entschied sich für eine andere Methode. Nachdem sie drei Jahre unter der Krankheit gelitten hat, ging sie zum Arzt, liess sich beraten und entschied sich für ein Verfahren namens Miradry. «Dabei werden mittels Mikrowellentechnik pro Behandlung 70 bis 80 Prozent der Schweissdrüsen dauerhaft verödet», sagt Jürg Häcki, Chef der Lucerne Clinic. Kleiner Nebeneffekt: Auch die Achselhaare werden dadurch weniger. 

Die Behandlung schlug bei Kistler sofort an. «Ich bin total glücklich, dass ich mich zu diesem Schritt entschieden hatte. Dank nur einer Behandlung kann ich wieder ein normales Leben führen, ohne mich zu schämen.» Heute schwitzt sie kaum noch. Das Ersatz-Oberteil braucht sie nun nicht mehr. 

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