Die Helfer Danijela (24) und Zeljko (30) berichteten für BLICK über die Flutkatastrophe im Balkan
Im Drama fanden sie ihre Liebe

Auch im grössten Unglück schreibt das Leben noch wunderschöne Geschichten. Zum Beispiel jene von Danijela und Zeljko, welche die Fluten vom Balkan zusammenbrachte.
Publiziert: 12.06.2014 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:01 Uhr
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Nach zwei Tagen: Ernstes Selfie im Katastrophengebiet.
Von Guido Felber

Sie erlebten gemeinsam die verheerenden Überschwemmungen im Balkan. Sie verteilten Hilfsgüter aus der Schweiz. Sie packten an. Und nach nur sieben Tagen Bekanntschaft fragte Zeljko Tejic (30) aus Zürich seine Begleiterin Danijela Dimitrijevic (24) aus Winterthur: «Willst du meine Frau werden?»

Die Studentin und der Angestellte einer Immobilienfirma fuhren am 20. Mai mit einem Lieferwagen voller Güter von Zürich Richtung Serbien und Bosnien. Bis dahin kannten sie sich nur vom Sehen. Die beiden schrieben dann für den BLICK das Tagebuch aus der Krisenregion.

«Auf der knapp 20-stündigen Fahrt musste ich viel mit Zeljko reden, damit er am Steuer wach blieb», erzählt Danijela Dimitrijevic. Dabei lernten sie sich näher kennen, und sie merkten bald: Sie verbindet ein ähnliches Schicksal. So verbrachten beide ihre Kindheit im Balkan und kamen als Teenager in die Schweiz.

Die Gemeinsamkeiten fielen auch Danijela Dimitrijevics Grossmutter in Serbien auf: «Mein Gott, Kind, das ist ja genau einer wie du», habe sie ihrer Enkelin gesagt, als die beiden bei ihr in der Stadt Krupanj eintrafen.

Die erste Nacht verbrachten sie in Zeljko Tejics Heimatdorf Lokanj in Bosnien. Die Ortschaften werden von dem Fluss Drina – der Landesgrenze – getrennt. Sie liegen nur 40 Kilometer voneinander entfernt. Danijela: «Ich fühlte mich hier sofort wie zu Hause.»

Als Danijela ein Baby von Unwettergeschädigten auf den Armen hielt und Zeljko in die Augen blickte, war es um sie ­geschehen. «Da hat es bei uns klick gemacht», sagt Danijela.

Nur sieben Tage nach der Abfahrt in Zürich dann der Antrag. «Wir gingen auf einer Strasse mitten im Überschwemmungsgebiet, als Zeljko mich fragte, ob ich seine Frau werden wolle», erinnert sich Daniela. «Ich fiel vor Schreck fast in Ohnmacht.» Aber sie nahm den Steilpass auf und sagte sofort Ja.

Die Leute um sie herum blieben überrascht stehen und applaudierten den beiden. Danijela: «Zeljko schenkte mir einen Ring. Wir beide waren mega glücklich.» Noch am gleichen Abend feierten sie ihre Verlobung.

Nach zehn Tagen im Kata-strophengebiet kehrten sie in die Schweiz zurück. Bereits im Juli wollen sie heiraten. Zuerst standesamtlich in Regensdorf ZH, dann kirchlich in Serbien. «Wir möchten eine Familie gründen», sagt Danijela und lacht, «mit mindestens vier ­Kindern.»

Und ernst fügt sie an: «Das Unwetter war schlimm. Uns hat es aber auch Glück gebracht: Wir haben die grosse Liebe gefunden.»

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