Der Parkplatzmord von Volketswil
Die 6 Versionen des Sabit I.

Er hat die Kantonsschülerin Céline (16) getötet. Ab heute haben die Richter das Wort.
Publiziert: 05.02.2012 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:40 Uhr
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Hier auf dem Parkplatz beim Volki-Land starb Céline Franck am 8. März 2009.
Von Viktor Dammann

Das junge Leben von Cé­line Franck (16) endet auf dem Parkplatz beim Einkaufscenter Volkiland in Volketswil ZH. Es ist die Nacht auf Sonntag, 8. März 2009, als eine Kugel die Kantischülerin in den Hals trifft.

Ihr Freund Sabit I.* (23) hat das Mädchen getötet. Ermordet, sagt die Staatsanwaltschaft. Ein Unfall, erklärt der Kosovare.

Laut Staatsanwalt Adrian Kägi war es eine kaltblütige Hinrichtung. Das Paar hatte sich zuvor kurz gestritten. Denn Sabit I. ­hatte nicht nur Céline, sondern noch drei weitere Freundinnen.

Lebensmittelverkäufer Sabit I. aus Oetwil am See ZH ist sich nicht so sicher, wie es zum Drama kam. Er tischte den Ermittlern Lüge um Lüge auf.  BLICK fasst die wichtigsten Passagen aus dem Schlussbericht der Zürcher Kantonspolizei zusammen.

1. Version: Ein Maskierter
Man habe Hunger gehabt und sei zum McDonald’s gefahren. Unterwegs wären sie von einem blaugrünen Auto verfolgt worden. Dann sei der Wagen verschwunden. Céline und er hätten auf dem Volkiland-Parkplatz im Auto  gegessen. Um den Essensgeruch rauszulassen, habe er sein Fenster heruntergelassen. Plötzlich sei ein Mann aufgetaucht – mit Sturmhaube – und habe mit tiefer, kratziger Stimme gesagt: «So trifft man sich wieder.» Dann habe der Mann eine Pistole ins Wageninnere gehalten. Sabit I. habe vor Schreck die Hände hochgehalten und sei mit dem Kopf zurückgezuckt. Plötzlich habe es «geknallt» – der Täter sei verschwunden.

2. Version: Wüste Schläge
Sabit I. ergänzt, dass er mit dem Täter eine «wüste Schlägerei» gehabt habe. Er betreibe Kampfsport und habe ihm wohl Nase und Lippen zerschlagen.

3. Version: Zweiter Mann
Der Kripo-Beamte konfrontiert Sabit I. mit dem Befund der Rechtsmedizin. Man müsse von einem aufgesetzten Halsschuss ausgehen. Nun erzählt Sabit I. von einem zweiten Mann, der bei der Beifahrertür gestanden und Céline durchs offene Auto­fenster erschossen habe.

4. Version: Zwei Pistolen
Man habe sich im Auto geküsst. Beide Fenster seien offen gewesen. Plötzlich seien an beiden Seiten Männer gestanden. Einer habe ihm eine Waffe an den Kopf gehalten, der andere Céline eine Waffe an den Hals. Dann habe es «geknallt». Die Männer seien vermutlich Kurden gewesen. Er, Sabit, habe mit einem der beiden an der Langstrasse «Puff» gehabt.

5. Version: Schiessbefehl
Bei der Hafteinvernahme fügt Sabit I. Details hinzu. Der Maskierte habe gesagt, er werde nun etwas so Schlimmes machen, das Sabit auf der Welt noch nie erlebt habe. Der Maskierte habe ihm eine kleine Pistole in die Hand ­gedrückt und ihn aufgefordert, seine Freundin abzuknallen. Er habe dies nicht gewollt, doch plötzlich sei ein Schuss losgegangen. Seine Freundin sei getroffen worden. Danach habe ihm der Maskierte die Waffe weggenommen.

Beim Durchlesen des Protokolls fragt Sabit I. die Kripo-Beamtin, wie lange er ins Gefängnis müsse. Und ob sie auch schon mal jemanden erschossen habe. Er sage erst die Wahrheit, wenn er mit seiner Mutter gesprochen habe. Das klinge jetzt etwas komisch, so Sabit I., es sei aber so.

6. Version: Ein Unfall
Beim Staatsanwalt widerruft ­Sabit I. alle Versionen. Céline und er hätten im Auto geredet und gegessen. Plötzlich sei es «mega langweilig» geworden. Er habe eine Pistole unter dem Sitz hervorgenommen. Aus dem Magazin habe er alle Kugeln entfernt. Dann habe er als dummen Spass Céline gefragt, ob sie glaube, dass er den Mut habe, jemanden umzubringen. Céline habe «vielleicht schon» geantwortet. Dann habe er seiner Freundin die Waffe an den Hals gehalten. Beim ersten Mal habe es «tick» gemacht, beim zweiten Mal sei ein Schuss losgegangen – es habe einfach «bumm» gemacht.

Bei der Schlusseinvernahme wiederholt Sabit I. seine Unfallversion. «Ich bereue es jeden Tag – es ist scheisse gelaufen, aber ich wollte ja nicht ...»

Ab heute steht Sabit I. vor dem Bezirksgericht Uster. Vielleicht ist ihm ja noch ein neuer Tathergang eingefallen.

*Name bekannt

Sabit I. ist ein Waffennarr

Zwei Wochen vor ihrem 17. Geburtstag wird die Kantischülerin Céline Franck aus Zürich-Hottingen getötet. Durch einen Schuss in den Hals stirbt sie am 8. März 2009 auf einem Parkplatz beim Volkiland in Volketswil ZH. Ab heute steht ihr Freund Sabit I.* (23) vor Gericht. Der Prozess dauert vier Tage. Der Kosovare wird wegen Mordes angeklagt. Sein Verteidiger plädiert auf fahrlässige Tötung. Waffennarr Sabit I. besass rund ein Dutzend Pistolen und Gewehre.

Célines Freund Sabit I. hat die Kanti-Schülerin erschossen.
Célines Freund Sabit I. hat die Kanti-Schülerin erschossen.

Zwei Wochen vor ihrem 17. Geburtstag wird die Kantischülerin Céline Franck aus Zürich-Hottingen getötet. Durch einen Schuss in den Hals stirbt sie am 8. März 2009 auf einem Parkplatz beim Volkiland in Volketswil ZH. Ab heute steht ihr Freund Sabit I.* (23) vor Gericht. Der Prozess dauert vier Tage. Der Kosovare wird wegen Mordes angeklagt. Sein Verteidiger plädiert auf fahrlässige Tötung. Waffennarr Sabit I. besass rund ein Dutzend Pistolen und Gewehre.

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