Sterbend liegt der über 1,90 Meter grosse Brasilianer im Gang seiner Dreizimmerwohnung in Zürich-Affoltern. Nackt. Im Körper von Luis C.* († 34) stecken mindestens drei Kugeln. Die Frau, die am Samstag gegen 18.30 Uhr sechs Mal auf den Kampfboxer und Security-Mann geschossen hat, wird wenig später vor dem Haus verhaftet (BLICK berichtete).
Nur kurze Zeit vor den Todesschüssen verlässt Ivan G.* (32) die Wohnung – sein Mitbewohner, sein bester Freund. «Ich bin eine Stunde vor der Tat zum Training gegangen», sagt der Kampfboxer. «Kaum war ich weg, muss die Killerin gekommen sein.»
Ivan G. kennt sie. «Aber nur vom Sehen», sagt er. «Sie ist klein, blond und unscheinbar. Sie ist zurückhaltend, hat nie mit mir geredet. Wenn sie Luis besuchte, sind sie sofort in seinem Zimmer verschwunden.»
BLICK weiss: Die Schützin arbeitet wie Luis C. bei einer Security-Firma. Das Auto, mit dem sie zu ihm fuhr, lieh sie im Thurgau bei einer Autovermietung. Sie ist geständig.
Den Anruf, dass sein bester Freund ermordet wurde, bekommt Ivan G. Samstagabend im Restaurant. «Es war wie ein Faustschlag in den Magen. Er hat mir immer geholfen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er so gehen musste.»
Fleissig und gut drauf
Luis C. stammt aus den Favelas der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro. Aus den Armenvierteln, wo Drogen und Gewalt regieren. Doch er hat überlebt, sich hochgearbeitet, die Schule beendet und in der Eliteeinheit der brasilianischen Armee gedient. Er absolvierte Personenschutz-, Anti-Kidnapping- und Schiessausbildungen.
Mit Anfang zwanzig kommt Luis C. nach Europa, wird Security-Mann. Auch hier ist er fleissig. Macht Kurse. Sein Waffentragschein ist bis 2015 gültig. «Luis war ein guter Security. Er konnte viele Sprachen, war zurückhaltend und gut drauf», sagt sein Ex-Chef Jens R.* «Die Kunden mochten ihn.» Von nun an schützt Luis C. Politiker, VIPs und Sportler – mit seinem Leben. So auch Lionel Messi (25) bei der Fifa-Gala im Januar 2012 in Zürich.
Doch eine Angst begleitete ihn stets. «Er hatte immer schreckliche Angst davor, erschossen zu werden», sagt Jens R.
«Im Einsatz trug er immer eine schusssichere Weste. Es ist einfach nur tragisch, dass er jetzt, nach allem, was er erlebt hat, in seiner Wohnung in der Schweiz erschossen wird. Mit der eigenen Waffe», so Jens R.
Unzuverlässigkeit und Frauen
Was wurde dem dreifachen Vater zum Verhängnis? «Seine Schwächen waren Unzuverlässigkeit und Frauen», sagt sein Ex-Chef. Hat Luis C. seine Waffe einfach geladen in der Wohnung liegen lassen? Es so seiner Mörderin leicht gemacht?
Die Boxkollegen von Luis C. rätseln, warum die kleine Blonde abdrückte. «Sie hatten eine Beziehung. Aber Luis wollte sie beenden», weiss ein Freund. «Das wollte sie wohl nicht zulassen.»