Kushtrim M.* (19) öffnet BLICK die Haustür: «Kommen Sie nur herein. Aber ziehen Sie bitte Ihre Schuhe aus.»
BLICK: Kein Problem. Sie selber scheinen eher Mühe zu haben, sich an Regeln zu halten.
Kushtrim: Warum?
Ihnen wurde der Ausweis entzogen. Trotzdem klauten Sie am Wochenende den «goldenen» BMW Ihres Vaters und fuhren ihn und zwei parkierte Autos zu Schrott.
Ja, ich weiss. Ich habe einen Seich gemacht.
Nicht zum ersten Mal. Sie hatten schon mit 16 mit dem Auto eines Kollegen einen Unfall.
Ja. Darum musste ich, als ich 18 wurde, ein halbes Jahr warten, bevor ich das Billett machen konnte. Ich hatte mega wenig Fahrstunden. Und der Experte liess mich nach 20 Minuten durch.
Sie wollen damit sagen, dass Sie ein guter Autofahrer sind?
Ja, sicher. Es ist mein grösstes Hobby. Sehen Sie, ich habe schon in der 3. Klasse auf mein Etui geschrieben, dass ich mal einen BMW M3 möchte.
Der Wagen gehört aber nicht Ihnen.
Er gehört meinem Vater. Er hat ihn für mich geleast. Und er zahlt mir die Hälfte an die Rate. Er hat ja noch ein Auto.
Wie können Sie sich ein solches 360-PS-Auto leisten, Sie sind doch arbeitslos?
Ja, aber erst seit kurzem. Ich suche jetzt einen Job als Automonteur.
Ein Automonteur sollte ein Vorbild sein und nicht ohne Billett fahren.
Ich weiss. Es war eine Ausnahme am Samstagabend. Ein Kollege erzählte mir, was dort beim Fressbalken mit getunten Karren so abgeht. Er wollte zuerst selber fahren, doch ich wollte mit einem richtigen Auto gehen.
Hat Ihr Vater nicht gemerkt, dass Sie ihm den Schlüssel geklaut haben?
Nein, meine Eltern waren weg. Er hatte beide Originalschlüssel bei sich. Doch es gibt noch einen dritten. Einen flachen Reserveschlüssel, den ich nahm.
Sie fuhren trotz Führerausweisentzug los. Warum und wie lange mussten Sie ihn abgeben?
Ich wurde in Schaffhausen erwischt. Die Polizei nahm an, dass ich zu schnell fuhr, weil mein Auto so laut tönt. Das war im Januar. Ich musste das Billett für elf Monate abgeben.
Sie machten trotzdem bei der Auto-Orgie auf der Raststätte bei Würenlos mit.
Ja. Was soll ich sagen … Es war dumm von mir.
Warum haben Sie den Motor aufheulen lassen und sich mehrmals mit quietschenden Rädern um die eigene Achse gedreht?
Sicher nicht für die Zuschauer! Für mich selber. Es ist ein geiler Kick. Der Lärm des Motors, der Rauch. Die Kraft des Autos. Einfach alles.
Ihr Wagen ist ausgebrochen und hat zwei Autos gerammt.
Ich brach nicht aus. Ich habe sie nicht gesehen! Und mich bei den Lenkern entschuldigt. Natürlich auch bei meinem Vater wegen dem BMW.
Was hat er gesagt?
Nicht viel. Er ist froh, dass mir nichts passiert ist.
Aber andere Menschen hätten zu Schaden kommen können.
Ich weiss. Ich bin froh, dass niemand dort stand.
Waren Sie aggressiv gegen die Polizei?
Nein. Ich ging ganz brav mit auf den Posten. Nach etwa fünf Stunden konnte ich wieder gehen.
Haben Sie etwa damit gerechnet, dass Sie ins Gefängnis müssen?
Nein. Aber vielleicht würde das bei solchen Auto-Freaks wie ich einer bin helfen.
Sie meinen, Sie könnten wieder rückfällig werden?
Nein, ich habe etwas daraus gelernt. Aber anderen würde es vielleicht guttun, wenn sie mal sitzen oder lebenslänglich das Billett abgeben müssen.
Und der Sachschaden von rund 50 000 Franken?
Die Versicherung zahlt offenbar nicht. Ich muss es irgendwie abzahlen. Ich hoffe nur, dass mein Vater den beschlagnahmten BMW wieder kriegt.
Dann steht er aber wieder vor Ihrem Wohnblock …
Ich werde nicht mehr ohne Billett fahren. Versprochen.
* Name der Redaktion bekannt