Als selbsternannter Zahnarzt-Ratgeber haut Michael Genge mit Vorliebe alte Damen übers Ohr. Einer 93-Jährigen luchst er sogar eine Million ab (im BLICK). Der fiese Zahntechniker bestritt das immer. Bis zu seinem Berufungsprozess vor dem Zürcher Obergericht. Da zeigt er sich plötzlich einsichtig. Und gesteht. «Es war nicht richtig, was ich mit ihr gemacht habe. Ja, ich habe sie betrogen», sagt er kleinlaut.
Als «Belohnung» setzt das Gericht das Urteil aus. Und bestellt einen neuen psychiatrischen Gutachter.
Sein Geständnis ist Taktik
«Schliesslich hat sich nach dem Geständnis auch die Sachlage geändert», begründet Gerichtspräsident Christoph Spiess. Genges Anwalt moniert, der Gutachter sei fachlich gar nicht befugt gewesen. Kein Wunder. Für diesen war Genge voll zurechnungsfähig.
Sein Geständnis, seine Reue: alles Taktik. Im Brief an einen Gläubiger entlarvt sich der Millionenschuldner: «Ich möchte damit sagen, dass ein Geständnis Teil der Strategie war, wirklich die Zeit rauszuholen, die wir brauchen.» Er habe gemerkt, dass bei den Gerichten vieles ein «Game» sei. Oberrichter Spiess will das Schreiben nicht kommentieren.
Dafür wird der Anwalt der betrogenen 93-Jährigen umso deutlicher. «Es ist skandalös. 2002 habe ich die Anzeige gegen Genge eingereicht. 2006 wurde er endlich vom Bezirksgericht mit drei Jahren bestraft. Nach seinem ‹Geständnis› bekommt er mit dem neuen Gutachten einen erneuten Aufschub.» Der Anwalt reichte im Namen zweier Zahnärzte, denen Genge 180000 Fr. abgeknöpft haben soll, eine weitere Strafanzeige ein.
Der fiese Zahntechniker tanzt auch seinen vielen Gläubigern auf der Nase herum. Aus «seiner» Villa in Zufikon AG wurde er ausgewiesen, weil er die Miete nicht zahlte. Dafür residiert er jetzt in einer Attika-Luxuswohnung in Adliswil ZH.
Gläubiger ausgetrickst
Gemietet hat diese seine ebenfalls verschuldete Ehefrau. Doch angemeldet hat sich das Paar nicht. Als Wohnsitz gibt es ein Haus in Ascona TI an. Doch dort kennt man die Genge-Russos nicht. Auch dort sind sie nicht angemeldet.
Mit ihrer Verschleierungstaktik verunmöglichen die Genges ihren Gläubigern, sie zu betreiben. Und lassen es sich weiterhin gut gehen. Auf den Namen der Ehefrau sind nicht weniger als drei Leasing-Fahrzeuge eingelöst.
Das illustre Paar war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.