Der Bubenschänder von Dinhard ist bekannt
Er reiste als IT-Vertreter durchs ganze Land

Francis G. (62) verging sich im Wald an einem 15-Jährigen. Dann fragte er ihn: «Willst du allein zurückgehen oder soll ich dich fahren?»
Publiziert: 28.08.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:22 Uhr
Von Gabriela Battaglia und Adrian Schulthess

Es geschieht am helllichten Tag: Francis G.* bremst im Auholz-Wald in Dinhard ZH mit seinem Auto einen jungen Velofahrer aus. Er packt den 15-jährigen Schüler, fesselt ihn, sperrt ihn in den Kofferraum seiner roten Limousine. Fährt davon. Es ist Dienstag, der 13. Juli, kurz vor 13.15 Uhr.

Francis G. fährt einige Kilometer ins benachbarte Rickenbach. Er stoppt auf einem Forstweg im Wald, nimmt seinem Opfer die Fesseln ab. Es kommt zu sexuellen Handlungen.

Als er fertig ist, fragt der Bubenschänder sein Opfer: «Willst du allein zurückgehen oder soll ich dich fahren?» Der Schüler beschreibt Francis G. später als etwa 60 Jahre alten Mann mit fester Statur. Und einer «starken Körperausdünstung».

Die Polizei fahndet mit einem Phantombild nach dem Bubenschänder. Der entscheidende Tipp kommt aber aus den Reihen der Kantonspolizei St. Gallen. Francis G. ist rückfällig geworden! «In den Neunzigerjahren gab es einen Vorgang», sagt Staatsanwalt Pascal Gossner zu BLICK.

Damals lebte Francis G. noch im Kanton St. Gallen. «Er wohnte mit seinem Freund zusammen, einem blutjungen Brasilianer», sagen ehemalige Nachbarn.

Zuletzt arbeitet G. als Vertreter für IT-Firmen, reist mit seinem Angebot durchs ganze Land. Diesen Frühling hat er eine neue Krise, verbringt zwei Wochen stationär in der Psychiatrie. Packte ihn die Angst, er könnte wieder über Buben herfallen?

Fakt ist: Am Mittwoch dieser Woche nimmt die Polizei Francis G. fest. Er gesteht die Tat.

Für die Familie des Opfers ist das kein Trost. «Der Täter interessierte mich in all den letzten Wochen eigentlich nicht. Ich hatte ihn ausgeblendet», sagt die Mutter des Opfers. «Meinem Sohn geht es besser. Er ist auf gutem Weg.»

Andere Dinharder sind erleichtert: «Es ist gut für die Gemeinde, dass dieses Verbrechen aufgeklärt wurde», sagt etwa «Bahnhof»-Wirt Helmut Platter (70). Auch Karin Marty (40) kann wieder ruhiger schlafen: Sie hat einen 9-jährigen Sohn. «Die Verhaftung ist für uns eine Befreiung. Wir waren wochenlang verunsichert», sagt sie. «Wir haben uns kaum mehr getraut, in die Badi oder joggen zu gehen.»

Jetzt wird abgeklärt, ob Francis G. für weitere ungeklärte Delikte in Frage kommt. *Name bekannt

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