Denkmalschutz legt sich quer
Nicole Suter (57) kann Villa nicht verkaufen

Nicole Suter will ihr Grundstück als Industriebauland verkaufen. Doch das Haus könnte bald unter Schutz stehen.
Publiziert: 02.09.2014 um 13:34 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:48 Uhr
1/7
«Das Gebäude ist in einem schlechten Zustand», sagt Nicole Suter über die Fabrikantenvilla aus dem Jahr 1882.
Foto: Thomas Lüthi
Von Michael Spillmann

Sie will die Villa in Rüti ZH loswerden, Haus und Umschwung verkaufen, Platz schaffen für einen Industriebau. Aber Villenbesitzerin Nicole Suter (57) hat schlaflose Nächte. Die Denkmalpflege will die Villa schützen. «Das Gebäude ist doch in einem schlechten Zustand», sagt die Texterin. «Wenn das passiert, bin ich ruiniert.»

Suter kaufte das Anwesen 2008. Als Villa eines Fabrikanten im Jahr 1882 erbaut, steht die Liegenschaft heute ganz allein in der Industriezone. Nur dank einer Sonderbewilligung darf jemand im Haus wohnen. Suter selber lebt anderswo, der Mieter ist am Zügeln. Der Garten ist mehr als 3000 Quadratmeter gross, neben der Villa steht ein Gartenhaus.

Als Nicole Suter den Verkauf plante, fragte sie bei der Gemeinde vorsorglich wegen der Schutzwürdigkeit der Villa nach. Denn das Haus war bereits als bedeutendes Einzelobjekt inventarisiert, könnte also unter Denkmalschutz gestellt werden.

Trotzdem dachte Suter, alles sei eine reine Formsache. «Denn nur ein paar wenige Dinge im Haus strahlen etwas Nostalgie aus», sagt die Besitzerin. «Das meiste ist im 1970er-Stil gehalten. Damals wurde das Haus renoviert.» Heute hat die Fassade teilweise Risse, im Haus gibt es Teppiche und Laminat.

Zur Überraschung der Besitzerin entschied die Denkmalpflege nach einem Rundgang, das Haus unter Schutz zu stellen. Im Gutachten von Anfang Juli tönt das so: Die Dachsparren zeigen «eine gewisse Verzierungsfreude», am Aussenbau «verbindet sich Zurückhaltung in der Materialisierung». Das Gartenhaus «nimmt den architektonischen Dialog mit dem Wohnhaus auf».

Suter ist entsetzt: «Vom ursprünglichen Zustand der Villa ist gar nicht mehr viel übrig. Und wer will eine Villa unter Denkmalschutz in einer Industriezone kaufen?», fragt sie. Der Immobilienberater rechnete ihr zudem vor, sie müsste für eine Sanierung nach Vorgaben der Denkmalpflege etwa zwei Millionen Franken aufwenden. «So viel Geld habe ich nicht. Da kann ich grad stempeln gehen.»

Laut der Wochenzeitung «Obersee Nachrichten» muss die Gemeinde innert Jahresfrist definitiv entscheiden. Bausekretär Sven Hegi sagt auf Anfrage: «Wir haben die Eigentümerschaft zu einer Stellungnahme eingeladen. Wann der Gemeinderat entscheiden wird, ist offen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?