Für Tara* (16) war jeder Tag an der Sekundarschule in Wiesendangen ZH der Horror. Im Klassenzimmer und im Netz wurde der Teenager fertiggemacht. Ihre Klassenkameraden beleidigten sie, weil sie Veganerin ist, grenzten sie aus, stichelten gegen sie und wechselten am Mittag den Tisch, wenn sich Tara zu ihnen setzte. Auf dem Pausenplatz beschossen ihre Mitschüler sie gar mit Frauenfürzen. Und im Whatsapp-Klassenchat schrieb Dario* an Tara: «Bring di um.»
Das Mädchen begann daraufhin zu hungern, wollte nicht mehr leben. Die Schulpsychologin schrieb in ihrem Bericht: «Der Leidensdruck führte zu steter Niedergeschlagenheit, zu suizidalen Gedanken bis zu selbstverletzendem Verhalten und Symptomen einer Essstörung.»
Bis ihre Eltern intervenierten und sie von der Schule nahmen. Seit Sommer 2018 wohnt Tara auf einem Therapiehof im Kanton Aargau. In Wiesendangen hielt sie es nicht mehr aus. Das Schulgebäude, die bekannten Gesichter, alles böse Erinnerungen.
Keine Strafe für Dario in der Schule – aber Konsequenzen daheim
Der Vorfall hat bis heute Nachwirkungen. Schule, Schulpflege, Bildungsdirektion, Sozialarbeiter und Tara selber arbeiten den Mobbing-Fall auf. Die Schule wollte die Täter nicht zur Rechenschaft ziehen. «Bestrafung kann die Wut der Person nur vergrössern, und die Schülerin kann noch mehr unter die Räder geraten», so die Haltung der Schulkommission.
Doch so einfach davongekommen ist Dario nicht. «Er musste innerhalb der Familie Konsequenzen tragen», sagt seine Mutter im Gespräch mit BLICK. Welche Strafe der Teenager bekommen hat, sei Familiensache. Aber: «Uns ist wichtig, dass er einsieht, dass so was nicht geht. Wir führten damals bereits sehr viele Gespräche, und auch heute reden wir noch viel mit unserem Sohn darüber. Wir möchten, dass so etwas nie wieder vorkommt.»
Darios Mutter tut das Mädchen leid
Dario will sich nicht zu der Sache äussern. Die Mutter sagt, sie denke an das Mädchen und daran, was es nun durchmachen muss. «Vermutlich kommt jetzt mit den Medienberichten alles wieder hoch.»
Wiesendangen ist nicht gross – der Verlauf des ganzen Falles sei der Mutter zugetragen worden. «So was bekommt man im Dorf mit.» Allerdings betont Darios Mutter: «Die ganze Situation war nicht ganz so, wie das nun im BLICK dargestellt wird. Dennoch: Es ist schlimm, wie das gelaufen ist.»
Tara geht es mittlerweile besser. Der Umgang mit den Tieren auf dem Therapiehof im Aargau hilft ihr, das Geschehene zu verarbeiten. Jetzt hat sie nur einen Wunsch: Tierarztassistentin zu werden.
*Namen geändert
Boris W.* (50) fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, was seine Tochter Tara* in der Schule durchmachen musste. Monatelang hatte sie die Mobbingattacken verschwiegen.
Aus Scham behalten viele Opfer die Vorfälle für sich. Wie können Eltern trotzdem erkennen, dass das eigene Kind betroffen ist? Profilerin Suzanne Grieger-Langer (47) nennt vier Alarmzeichen:
Verschlossenheit
Typischerweise fangen Betroffene an, sich zu verschliessen. «Sie zeigen plötzlich weniger Persönlichkeit, sind häufiger zurückhaltend und kämpfen mit Selbstzweifeln», so die Expertin.
Lustlosigkeit
Statt den üblichen Aktivitäten nachzugehen, verbringen Opfer viel Zeit allein. Wirken niedergeschlagen und wortkarg. «Sie täuschen Bauchschmerzen vor, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Oder verpassen bewusst das Sporttraining und treffen sich weniger mit Freunden», sagt Grieger-Langer.
Hilflosigkeit
Meist fühlen sich die Opfer dem Mobbing komplett ausgesetzt, können sich nicht mehr wehren. Aussagen wie «ich kann sowieso nichts machen» oder «ich halte das nicht mehr aus», könnten daher auf Mobbing hindeuten.
Panik
Besonders bei Cybermobbing werden Nachrichtendienste und sozialen Medien für Betroffene zum Ort des Schreckens. «Sie haben Panik, auf den Handybildschirm zu schauen und trotzdem den Drang, es ständig zu machen», erklärt die Profilerin.
Wie reagiert man richtig?
Sie rät Eltern: «Trauen Sie Ihrem Instinkt! Sprechen Sie die Verhaltensmuster offen an.» Wichtig dabei: Geborgenheit vermitteln und niemals Vorwürfe machen. Wenn das Kind tatsächlich gefährdet ist, empfiehlt Grieger-Langer: «Setzen Sie sich gemeinsam zur Wehr.» (hah)
* Namen geändert
Boris W.* (50) fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, was seine Tochter Tara* in der Schule durchmachen musste. Monatelang hatte sie die Mobbingattacken verschwiegen.
Aus Scham behalten viele Opfer die Vorfälle für sich. Wie können Eltern trotzdem erkennen, dass das eigene Kind betroffen ist? Profilerin Suzanne Grieger-Langer (47) nennt vier Alarmzeichen:
Verschlossenheit
Typischerweise fangen Betroffene an, sich zu verschliessen. «Sie zeigen plötzlich weniger Persönlichkeit, sind häufiger zurückhaltend und kämpfen mit Selbstzweifeln», so die Expertin.
Lustlosigkeit
Statt den üblichen Aktivitäten nachzugehen, verbringen Opfer viel Zeit allein. Wirken niedergeschlagen und wortkarg. «Sie täuschen Bauchschmerzen vor, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Oder verpassen bewusst das Sporttraining und treffen sich weniger mit Freunden», sagt Grieger-Langer.
Hilflosigkeit
Meist fühlen sich die Opfer dem Mobbing komplett ausgesetzt, können sich nicht mehr wehren. Aussagen wie «ich kann sowieso nichts machen» oder «ich halte das nicht mehr aus», könnten daher auf Mobbing hindeuten.
Panik
Besonders bei Cybermobbing werden Nachrichtendienste und sozialen Medien für Betroffene zum Ort des Schreckens. «Sie haben Panik, auf den Handybildschirm zu schauen und trotzdem den Drang, es ständig zu machen», erklärt die Profilerin.
Wie reagiert man richtig?
Sie rät Eltern: «Trauen Sie Ihrem Instinkt! Sprechen Sie die Verhaltensmuster offen an.» Wichtig dabei: Geborgenheit vermitteln und niemals Vorwürfe machen. Wenn das Kind tatsächlich gefährdet ist, empfiehlt Grieger-Langer: «Setzen Sie sich gemeinsam zur Wehr.» (hah)
* Namen geändert