Daniel Meier (35) lag wegen seltener Infektion zehn Tage im Koma – dann verlor er Job und Studium
«Die Ärzte mussten mich schälen – wie eine Banane»

Er war ein kerngesunder junger Mann, hatte einen guten Job und liebte sein Studium. Doch 2023 erkrankte Daniel Meier an einer seltenen Infektion. Zwar überlebte er die Krankheit knapp, doch jetzt kämpft er mit Perspektivlosigkeit.
Publiziert: 17.02.2025 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2025 um 22:44 Uhr
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60 Prozent von Meiers Oberkörper waren von der Infektion betroffen.
Foto: Daniel Meier

Darum gehts

  • Daniel Meier überlebte gefährliche Infektion. Sein Leben veränderte sich drastisch
  • Nekrotisierende Fasziitis breitete sich rasch aus, erforderte mehrere Operationen
  • 60 Prozent des Oberkörpers betroffen, mehrere Kilogramm Fleisch entfernt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Der Winterthurer Daniel Meier (35) lebte bis vor zwei Jahren ein glückliches Leben. Er liebte seinen Beruf, studierte Grafikdesign, trieb viel Sport, trank kaum Alkohol und führte eine gesunde Beziehung. Doch ein Tag im März 2023 veränderte alles: Meiers Gesundheitszustand verschlechterte sich plötzlich rapide. 

«Was wie eine einfache Erkältung begann, entwickelte sich schnell zu einem Zustand, den ich nicht mehr selbst in den Griff bekam», beschreibt er die Situation gegenüber Blick. Als es Meier nach ein paar Tagen immer schlechter geht, entscheidet er sich, zum Arzt zu gehen. Doch er schafft es nicht mehr in die Praxis: «Ich war so erschöpft, dass ich nicht einmal die kurze Strecke bewältigen konnte und nach Hause zurückkehren musste», schildert Meier.

Seine Freundin fährt ihn anschliessend in eine Notfallpraxis – dann geht alles sehr schnell. «Nach einer kurzen Untersuchung brach mein Kreislauf zusammen und ich musste mit dem Krankenwagen ins Spital gebracht werden.» Für Meier beginnt eine Zeit, an die er sich nur bruchstückhaft erinnern kann. «In den ersten 72 Stunden im Spital musste ich rund fünfmal operiert werden», erklärt der gelernte Systemgastronom. «Die Ärzte wussten nicht, ob ich überleben werde.» 

Doch wie konnte es innert wenigen Stunden zu einer solchen Verschlechterung kommen? Die Antwort des Oberarztes: «Herr Meier, Sie hatten einfach Pech.» Seine Diagnose: «Nekrotisierende Fasziitis» – eine seltene, aber gefährliche Infektion des Weichteilgewebes. Bakterien fressen sich durch die Haut und das Weichteilgewebe und breiten sich rasch aus. Das betroffene Gewebe stirbt rasch ab.

«Mussten mich schälen wie eine Banane»

Bei dem Winterthurer begann die Infektion in der Achselhöhle. «Die Ärzte stellten eine Schwellung und Verfärbung fest. Von da an breitete sich die Infektion aus und zog schliesslich 60 Prozent meines Oberkörpers in Mitleidenschaft. Sie mussten mich schälen wie eine Banane», so Meier. Mehrere Kilogramm Fleisch wurden weggeschnitten. 

Was ist eine «nekrotisierende Fasziitis»?

Eine nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, aber gefährliche bakterielle Weichteilinfektion, bei der das infizierte Gewebe plötzlich und sehr schnell abstirbt. Weil dieses abgestorbene Gewebe als Nekrose bezeichnet wird, bekam die Erkrankung ihren Namen.

Symptome einer nekrotisierenden Fasziitis sind starke Schmerzen, Fieber und ein Erschöpfungsgefühl. Eine nekrotisierende Fasziitis ist immer ein Notfall, der ohne Therapie zum Tod führen kann. Die Behandlung muss chirurgisch erfolgen. Das infizierte Gewebe wird abgetragen.

Bakterien dringen durch kleinste Verletzungen ein

Die Erkrankung wird durch Bakterien verursacht, die durch kleinste Verletzungen in das Gewebe eindringen. Eine Wunde oder Eintrittspforte ist jedoch nicht immer von aussen sichtbar.

Die eingedrungenen Bakterien sondern Toxine ab, die kleine Blutgefässe im Gewebe verschliessen und so zum Absterben des Gewebes führen. Die mit dem Blut transportierte Komponenten des Immunsystems, wie zum Beispiel Antikörper, erreichen so den Ort der Infektion nicht und können eine Infektion nicht verhindern.

Eine nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, aber gefährliche bakterielle Weichteilinfektion, bei der das infizierte Gewebe plötzlich und sehr schnell abstirbt. Weil dieses abgestorbene Gewebe als Nekrose bezeichnet wird, bekam die Erkrankung ihren Namen.

Symptome einer nekrotisierenden Fasziitis sind starke Schmerzen, Fieber und ein Erschöpfungsgefühl. Eine nekrotisierende Fasziitis ist immer ein Notfall, der ohne Therapie zum Tod führen kann. Die Behandlung muss chirurgisch erfolgen. Das infizierte Gewebe wird abgetragen.

Bakterien dringen durch kleinste Verletzungen ein

Die Erkrankung wird durch Bakterien verursacht, die durch kleinste Verletzungen in das Gewebe eindringen. Eine Wunde oder Eintrittspforte ist jedoch nicht immer von aussen sichtbar.

Die eingedrungenen Bakterien sondern Toxine ab, die kleine Blutgefässe im Gewebe verschliessen und so zum Absterben des Gewebes führen. Die mit dem Blut transportierte Komponenten des Immunsystems, wie zum Beispiel Antikörper, erreichen so den Ort der Infektion nicht und können eine Infektion nicht verhindern.

Nach zehn Tagen im Koma ist endlich klar: Meier ist über dem Berg. «Ich bin unglaublich dankbar, dass ich überlebt habe», sagt er heute. «Schliesslich führt diese Krankheit oft zu Amputationen oder sogar zum Tod.» 

Nach einer langen Heilungsphase muss Meier jedoch feststellen, dass nichts mehr ist wie vorher. «Aufgrund meiner Einschränkungen verlor ich meinen Job. Auch mein Studium musste ich abbrechen.» Seine finanzielle Grundlage brach komplett weg. Von seinem Ersparten bezahlt Meier die Selbstbehalte, Krankenhauspauschalen, Therapien und Krankentransporte. «Diese Zeit war unglaublich hart. Ich kämpfte mit Perspektivlosigkeit.»

«Ich möchte mein Leben wieder in den Griff bekommen»

Derzeit erhält der 35-Jährige zwar noch ein Krankentaggeld, doch dies reicht nicht aus, um die Altlasten abzubezahlen und sich beruflich umzuorientieren. Körperlich gehe es ihm zwar besser, doch die Taubheit, die beschädigten Nerven sowie die Nachwehen der Erkrankung lassen Meier seinen alten Beruf nicht mehr ausüben. «Das war ein Schlag ins Gesicht. Ich habe meinen Job geliebt und immer versucht, voranzukommen.» Dies sei jetzt plötzlich nicht mehr möglich.

Aus diesem Grund hat Meier schweren Herzens einen Spendenaufruf auf Gofundme.com eingerichtet. «Ich helfe eigentlich lieber, als um Hilfe zu bitten», verrät Meier, «doch die anbahnende Hilflosigkeit lässt mich verzweifeln.» Diesen Schritt habe er als letzten Strohhalm gesehen, um seine Situation zu verbessern. 

Er träumt von einem Neustart

Familie und Freundin waren zwar sofort zur Stelle, um Meier aufzufangen, irgendwann seien jedoch auch ihre Ressourcen ausgeschöpft. Sein Wunsch für die Zukunft: «Einfach wieder neu starten zu können. Ich möchte mir eine solide Basis schaffen und mein Leben, das ich zum Glück noch habe, wieder in den Griff bekommen.» 

Mit dem Spendenaufruf möchte er jedoch nicht nur um finanzielle Unterstützung bitten, sondern auch potenzielle Arbeitgeber ansprechen. «Eventuell ergibt sich ja eine neue Chance», hofft Meier. 

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