«Finanziell lohnt es sich überhaupt nicht!»
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Wirtin Jasmin Syz:«Finanziell lohnt es sich überhaupt nicht!»

Bülacher Wirtin Ruth Jörg (65) öffnet für Büezer – obwohls nicht rentiert
«Wenigstens dürfen wir wieder arbeiten»

Seit Anfang März dürfen Restaurants über Mittag wieder öffnen – allerdings nur für Büezer, die im Freien arbeiten. Für drei Wirtinnen aus dem Kanton Zürich eine willkommene Abwechslung. Aber finanziell ist die Mittagsöffnung kaum rentabel.
Publiziert: 25.03.2021 um 06:43 Uhr
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Für Jasmin Syz, Wirtin vom Restaurant Hirschen in Lufingen ZH, lohnt sich die Mittags-Öffnung für die Arbeiter kaum. «Aber die Gäste sind sehr dankbar, dass wir trotzdem für sie da sind.»
Foto: Céline Trachsel
Céline Trachsel

Spaghetti und ein saftiges Plätzli: Zwei Gärtner geniessen im Hirschen in Lufingen ZH ein warmes Zmittag. Jeder an einem anderen Tisch, aber sie unterhalten sich fröhlich. «Wir sind froh, wieder im Warmen essen zu dürfen», sagt Martha Morf (55), die mit ihrem Chef eingekehrt ist.

Seit Anfang März sind Büezer-Beizen in der Schweiz erlaubt. Sie mussten beim Kanton ein Gesuch stellen und dürfen zwischen 11 und 14 Uhr in der Gaststube Gäste empfangen. Beschränkt auf Arbeiter, die im Freien «chrampfen», also Landwirte, Gärtner, Bauarbeiter, Handwerker und Monteure. 50'000 Menschen hatten sich in einer Petition für diese Mittags-Lösung starkgemacht.

«Es rentiert nicht wirklich»

Für die Hirschen-Wirtin Jasmin Syz (28) lohnt sich das Öffnen am Mittag aber kaum: «Ich habe zwischen fünf und zehn Gäste – das rentiert nicht wirklich. Es ist ein Tropfen auf den heissen Stein.»

Ruth Jörg (65) vom Restaurant Kaserne in Bülach ZH zieht ebenfalls eine durchzogene Bilanz. Fünf bis 15 Gäste hat sie jeden Mittag. Immerhin: «Ein paar Arbeiter haben sich für die ganze Woche angemeldet. Also mache ich immer auf. Das schulde ich ihnen.»

«Immerhin habe ich wieder etwas zu tun»

Obwohl es mehr verkaufte Mahlzeiten sein dürften, sagt die Beizerin: «Es ist schön, immerhin wieder Gäste im Lokal zu haben. Wieder arbeiten zu dürfen und etwas zu tun zu haben. Das hat mir sehr gefehlt.»

237 Restaurants hatten im Kanton Zürich eine Anerkennung als Betriebskantine erhalten, teilt das Volkswirtschaftsdepartement auf Anfrage mit. Und bisher habe sich nur ein Betrieb abgemeldet.

Nicht in allen Kantonen gleich viel Überblick

Nationalen Zahlen, wie viele Restaurants mittags geöffnet haben, gibt es nicht – denn die Betriebe werden von den Kantonen zugelassen, teilweise zu unterschiedlichen Bedingungen. Nicht jeder Kanton führt eine öffentliche Liste der geöffneten Büezer-Beizen.

Eine öffentliche Liste gibt es in folgenden Kantonen: Aargau, Basel-Land, Glarus, Graubünden, Nidwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Schwyz, Thurgau, Uri, Zug und Zürich.

Teilweise haben auch Lokalmedien interaktive Karten erstellt. Hilfreich sind etwa jene von «FM1 Today» für die Ostschweiz oder die Karte von «Pilatus Today» für die Zentralschweiz.

Nationalen Zahlen, wie viele Restaurants mittags geöffnet haben, gibt es nicht – denn die Betriebe werden von den Kantonen zugelassen, teilweise zu unterschiedlichen Bedingungen. Nicht jeder Kanton führt eine öffentliche Liste der geöffneten Büezer-Beizen.

Eine öffentliche Liste gibt es in folgenden Kantonen: Aargau, Basel-Land, Glarus, Graubünden, Nidwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Schwyz, Thurgau, Uri, Zug und Zürich.

Teilweise haben auch Lokalmedien interaktive Karten erstellt. Hilfreich sind etwa jene von «FM1 Today» für die Ostschweiz oder die Karte von «Pilatus Today» für die Zentralschweiz.

Gut läuft es für das Restaurant Linde in Embrach ZH. Gastgeberin Lotte Bänninger (53) kann am Mittag ihre wenigen Tische meist besetzen. «Mit den verkauften Take-away-Menüs sind es täglich rund 50 bis 60 verkaufte Mahlzeiten», sagt sie. Aber sie kritisiert auch: «Leider kam die Erlaubnis, am Mittag für die Arbeiter aufmachen zu dürfen, viel zu spät. Als es draussen so viel Schnee hatte, hätten die Bauarbeiter und Handwerker eine warme Stube zum Aufwärmen gebraucht.»

Gastrosuisse hält Vorgaben für streng

Konkrete Rückmeldungen zu den Büezer-Beizen erhielt der Branchenverband Gastrosuisse noch keine. Patrik Hasler-Olbrych, Leiter Kommunikation, sagt auf Anfrage: «Gastrosuisse begrüsst, dass das Bundesamt für Gesundheit einer Lösung für Berufstätige im Aussendienst zugestimmt hat. Allerdings sind die Vorgaben für die Restaurationsbetriebe sehr streng.»

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