Darum gehts
- Polizeirazzia im Zürcher Neugasshof mit schwerbewaffneten Beamten und Panzerfahrzeug
- Milieu-Wirt Roland Gisler kritisiert die Aktion als übertrieben und ungerechtfertigt
- Polizei stellte Waffen, Kokain und Cannabis sicher
Die Aufnahmen, die Blick vorliegen, sind aussergewöhnlich und spektakulär: Sie zeigen, wie die Polizei in der Zürcher Milieu-Bar Neugasshof Ende April eine Drogen-Razzia durchführt. Das Aufgebot, das im Kreis 5 aufmarschiert, ist eindrücklich. Ein weisser Lieferwagen hält mitten auf der Strasse an. Plötzlich springen aus dem Heck fünf schwer bewaffnete Polizisten. Vor dem Neugasshof fährt die Polizei noch mit schwererem Geschütz auf: Innert weniger Sekunden fahren sechs Polizeiautos, darunter ein riesiges Panzerfahrzeug, vor und halten abrupt. Dutzende Polizisten stürmen in den Neugasshof.
Blick zeigt jetzt in zwei Videos den krassen Einsatz der Polizei, die mit dem ganzen Arsenal das Haus stürmt. Im ersten Teil ist unter anderem die Ankunft der Polizei beim Neugasshof mit mehreren Fahrzeugen zu sehen. Und wie die Einsatzkräfte von der Strasse zur Bar stürmen. Und es sind Festnahmen im Lokal zu sehen.
Video Teil 2 – hier durchlöchert die Polizei eine Tür
Im zweiten Video ist zu sehen, wie die Sondereinheit durch einen Gang stürmt und sich den Weg freimacht. Konkret: eine Tür durchlöchert, um sie öffnen zu können. Brachial, aber effektiv. Womit, wird aus den Videos nicht ersichtlich.
Die Polizei hat wohl nicht damit gerechnet, dass die Bar voll mit Kameras ausgerüstet wurde. Dahinter steckt der Wirt des Spunten, Roland Gisler (61). Eine illustre Figur. Beispiele: Nachdem die Zürcher Justizdirektion geschlampt hatte, landeten unzählige ihrer hochsensiblen Daten bei Gisler im Neugasshof. Oder: Plötzlich verschwindet sein Freund und Geschäftspartner unter mysteriösen Umständen. Es ist Juli 2023. Die Rede ist von einer Entführung. Ob der Geschäftspartner von Gisler noch lebt, ist höchst unklar.
«Aktion völlig übertrieben»
Auf jeden Fall hat dieser Gisler seine Bar so ausgerüstet, dass die Polizeiaktion genaustens dokumentiert wird. Eine Kamera zeigt etwa das Bild im Innern der Bar. Die Besucherinnen und Besucher trinken, rauchen und spielen Billard. Auf einmal wird alles hell. Die Polizei hat eine Blendgranate eingesetzt. Wie auf den Aufnahmen ersichtlich ist, werden den Besuchern Handschellen angelegt.
Gisler passte die Aktion überhaupt nicht. «Sie war völlig übertrieben», sagt er zu Blick. Die Beamten hätten zwei Geldspielautomaten und 13'000 Franken aus dem Tresor mitgenommen. «Die Automaten sind angemeldet, und das Geld war für die Löhne», sagt Gisler. Gegen ihn liege nichts vor. «Es ist nicht die erste Razzia, die wir durchmachen. Bisher wurden uns keine Schäden bezahlt.»
Server im Ausland
Nach einer Razzia in seinem Lokal 2017 droht Gisler eine mehrjährige Haftstrafe. Er soll grossangelegt mit Cannabis gehandelt haben, die Gerichtsprozesse sind noch nicht abgeschlossen. Nach dem damaligen Polizeieinsatz hat Gisler den Neugasshof mit Kameras aufgerüstet. Die Aufnahmen speichert er auf einem Server im Ausland – um sie zu schützen, wie er sagt. Nun hat er die Aufnahmen der jetzigen Razzia Blick zur Verfügung gestellt.
Für die Polizei schliesslich ist die Razzia erfolgreich verlaufen, wie Staatsanwaltschafts-Sprecher Erich Wenzinger auf Blick-Anfrage schreibt: Neben Cannabis und Kokain habe man auch drei Faustfeuerwaffen mit Munition gefunden. Zwei Serben wurden unter Verdacht auf Drogenhandel verhaftet.