Die unglaubliche Geschichte spielte sich ab Sommer 2012 in einem Zürcher Notariat ab. Notariatsangestellte Ilona S.* (36) bekommt mit, dass ihr Bürokollege Hans eine schwere Lebenskrise durchmacht. Kurz vor der Hochzeit war seine Beziehung geplatzt. Für ihren Mann Bruno S.* war er also ein ideales Opfer, um ihn mit Hilfe schwarzer Magie auszunehmen.
Bruno S. ging trickreich vor, deponierte im Briefkasten des Liebeskranken eine Handvoll Erde und ein Post-It mit der Drohung: «Du bist tot!» Anderntags informierte der völlig verunsicherte Mann, wie vom Erpresser erwartet, seine Kollegin Ilona über die seltsame Todesdrohung. «Sie warnte ihn dabei eindringlich, er dürfe die im Briefkasten vorgefundene Erde auf keinen Fall anfassen», schreibt der Staatsanwalt in seiner Anklageschrift. Andernfalls sei er bereits gefangen.
Ilona bot den Voodoo-Opfern Hilfe an
Ilona gab ihrem Arbeitskollegen zu verstehen, sie habe Erfahrung mit solchen Begebenheiten. Die bösen Dämonen würden in der Regel auch Geldforderungen stellen, die man erfüllen müsse. Sie würde nun mit den Geistern Kontakt aufnehmen. Dazu gab sie Hans den Rat, am kommenden Freitag (einem 13.) keinesfalls zu Hause zu übernachten. Der Notariatsmitarbeiter nahm den Hinweis ernst, schlief bei seinen Eltern.
Tags darauf erzählte die Kollegin, sie habe nun mit den Geistern kommuniziert. Diese würden 10'400 Franken fordern. Als Hans klagte, er könne nicht so viel Geld flüssig machen, sicherte ihm Ilona weitere Hilfe zu. Er müsse nur 2400 Franken anzahlen, die restlichen 8000 Franken würde sie ihm vorschiessen. Das Geld überwies das Opfer gutgläubig.
Auch zweites Opfer mit Dämonen gedroht
Ein halbes Jahr später nahm Bruno S. einen weiteren Notariatsangestellten per Voodoo-Mobbing ins Visier, legte ihm ein blaues Couvert in den Milchkasten. «Zuerst war ihr Vater, jetzt wird deine Frau mit dem Tod begleitet», hiess die wirre Botschaft. Dem Brief war eine Zeichnung mit einem gezeichneten Todeskreuz beigelegt.
Nun kam Ilona S. wieder ins Spiel. Sie beruhigte den Kollegen, sie habe Erfahrung mit schwarzer Magie. Er könne sich mit einer Zahlung von 22'000 Franken von den bösen Mächten befreien.
In der Folge schickte der Erpresser sogar noch Drohbriefe an den Vorgesetzten des Betroffenen, worin er sämtliche Notariatsangestellte mit einbezog: «Alles wird hier sterben!»
Im Mai 2013 nahm der Spuk ein Ende. Beim Ehepaar klickten die Handschellen. Beide wanderten in U-Haft.
Bruno S., der sich gestern vor dem Zürcher Obergericht unter Dauerschluchzen entschuldigte, kam mit einem blauen Auge davon. Er fasste eine bedingte Strafe von zwei Jahren. Seine Ehefrau war bereits von der Vorinstanz freigesprochen worden. Ilona hatte nicht gewusst, dass ihr Mann hinter den Drohungen steckte.
*alle Namen geändert