Sie haben schon Unkraut gejätet, als Gärtnern noch nicht in Mode war. Die Schrebergärtner vom Susenberg haben sich eine Parzelle vom Paradies gesichert – viele schon vor Jahrzehnten! Als BLICK den glücklichen Bewohnern einen Besuch abstattet, liegt Bratwurstduft in der Luft. Ein Fuchs fläzt sich am Waldrand in der Sonne wie ein junges Kätzchen. Idylle pur – direkt neben teuren Luxusvillen am Zürichberg. Knapp 380 Gärten sind hier angesiedelt. Überall wird fleissig gewerkelt und gejätet.
«Die Warteliste für eine Parzelle ist lang», sagt Arealchef Toni Veloso (66). Der Spanier, der seit 28 Jahren gärtnert, kennt hier jeden und jede. Er selber kam im Alter von 19 Jahren in die Schweiz. «Ich bin so gut wie jeden Tag im Garten – auch im Winter. Dann spiele ich mit den Italienern im geheizten Häuschen Karten. Warum nicht? Hier ist es doch viel schöner und günstiger als im Restaurant!»
Am frühen Morgen geht die Arbeit los
Bereits um 6.30 Uhr ist Veloso bei seinen Tomaten und Chilis. «Meine Frau Sylvia (55) kümmert sich um die Blumen, ich mich um das Gemüse. Sie führt dazu auch noch das Vereinsrestaurant, ein Grotto.» Hier serviert sie Salat aus dem Garten und am Wochenende sogar feine Spareribs.
Vito Tummillo (52) und seine Frau Manuela (49) haben ihren Garten seit 24 Jahren. «Wir feiern die ganzen Familienfeste im Garten: Hier haben wir auch die Fussball-Weltmeisterschaft geschaut», so der Maurer. Ein klassisches Gartenfest ist auch immer der 1. August. Dann wimmelt es von Besuchern. «Tina Turner hatte früher ihr Haus nebenan, ich glaube der Grillgeruch hat sie vertrieben», sagt die Supermarkt-Verkäuferin bei Panettone und unvergleichbarer Sicht auf den Zürichsee.
Prosecco bei Parzelle 366
Auch auf Parzelle 366 ist die Stimmung gut. Tony Vogt (66) trägt ein paar Prosecco-Gläser vors Haus. Er hat Besuch von seinen Gartennachbarn. Der pensionierte Elektroingenieur sagt: «Im Garten ist es zu jeder Jahreszeit schön. An Silvester assen wir im Gartenhäuschen ein Fondue. Es war neblig – und die Stimmung einzigartig!» Der Blick aus dem Fenster reicht von Vrenelisgärtli bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau.
Rentnerin Ella Riklin (70) geniesst die Atmosphäre: «Als ich vom ländlichen Einsiedeln in die Stadt Zürich zog, wurde vor 38 Jahren der Garten für mich zum Refugium. Aus meinen Trauben lasse ich sogar Grappa brennen!»