2015 flüchtete die heute 20-jährige Ola Ahmed mit ihrer Familie vom Syrien-Krieg aus Aleppo in die Schweiz. «Unser Haus wurde zerstört. Wir mussten die Heimat schnell verlassen, das musste einfach sein – auch wenn es schwierig war», sagt sie zu BLICK.
Ihr neues Leben als Asylsuchende machte Ola jedoch nicht glücklich: «Ich konnte nichts machen. Mein Leben war einfach stehen geblieben.» So sollte es nicht weitergehen. Ola lernte deshalb Deutsch in Gratis-Kursen. Und engagierte sich freiwillig in diversen Projekten.
Im Hinterkopf hatte sie dabei immer ihren Traum: «Ich will studieren und biomedizinische Analytikerin werden», sagt sie zu BLICK.
Ola hat sich bei einigen Universitäten wegen eines Schnuppersemesters informiert – ohne Erfolg: «Wegen Platzgründen» sei sie nicht genommen worden. «Dann habe ich an der Fachschule Viventa einen einjährigen Integrationskurs für die Berufsvorbereitung entdeckt. Jedoch reichte mein Geld dafür nicht.»
In ihrer Wohngemeinde Wetzikon ZH hat sie deshalb um finanzielle Unterstützung gebeten. Diese kann ihr aber erst bis spätestens September Bescheid geben. «Das ist zu spät. Der Integrations-Kurs beginnt bereits im August.»
14'000 Franken mit Crowdfunding gesammelt
Da nahm die junge Asylsuchende ihr Schicksal selbst in die Hand. «Eine Freundin hat mir von der Crowdfunding-Plattform erzählt. Wir haben sofort ein Video gedreht. Und nach nur fünf Tagen hatte ich die benötigten 14'000 Franken zusammen.» Das war eine unglaubliche Überraschung für die 20-Jährige.
Nach dem Kurs an der Viventa will Ola ein Studium für biomedizinische Analytik an der Uni Zürich in Angriff nehmen. «Zuerst möchte ich aber eine Aufenthaltsbewilligung. Ich will arbeiten können und unabhängig sein. Wenn ich das alles erreiche, dann kann ich ein sehr gutes Leben in der Schweiz führen.»
«Ola weiss, was sie will»
Mirjam Vock, Viventa-Bereichsleiterin für Erwachsenen-Integrationskurse, glaubt, dass Ola auf der Uni sehr gut aufgehoben wäre. Schon beim Aufnahmegespräch habe Ola die Bereichsleiterin mit ihrem Potenzial überzeugen können und sprachlos gemacht: «Ihr Deutsch ist sehr gut. Sie hat alles selbständig mit kostenlosen Kursen gelernt. Zudem spielt sie Theater, übersetzt Texte von Arabisch auf Deutsch, schreibt Gedichte und erledigt den Papierkram für die Familie.»
Vock ist beeindruckt. Olas selbstbewusste Art, Entschlossenheit und Reife seien weitere positive Attribute der jungen Frau. «Als sie mir von ihrem Crowdfunding-Projekt erzählte, war ich nicht erstaunt. Denn das passt zu ihr. Sie ist sehr zielstrebig und weiss, was sie will.»
Als Ola im Juli Bescheid bekommen habe, dass sie aufgenommen wurde, seien ihr am Telefon die Tränen gekommen, so Vock weiter. Ab dem 21. August wird Ola in Wetzikon die Schulbank drücken. Ihre Fächer: Deutsch, Allgemeinbildung, Mathematik, Informatik, Natur und Technik, Berufswahl und Coaching.
Wird Ola Ahmed in der Schweiz bleiben?
Martina Weiss, Generalsekretärin Swissuniversities, erklärt auf Anfrage von BLICK: «Studienbewerber mit B- oder F-Ausweis können an Universitäten studieren. Die Zulassungsbedingungen der Universität müssen auch erfüllt werden. Das Problem ist aber die Finanzierung: Denn Flüchtlinge mit B-Status haben Anspruch auf Stipendien, aber die mit F-Status muss im Einzelfall geprüft werden, ob die Person ein Stipendiengesuch stellen darf oder nicht.» Den F-Ausweis bekommen gemäss Staatssekretariat für Migration jene Personen, die erstmals vorläufig in der Schweiz aufgenommen werden.
Ob Ola eine solche F-Bewilligung erhält, ist noch offen. Sie besitzt im Moment als Asylsuchende eine N-Bewilligung und muss sich gedulden, bis der Entscheid im Asylverfahren fällt.