Nadir war der Publikumsliebling bei «Fohrler Live»
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Heute bereut er seine Teilnahme:Nadir war der Publikumsliebling bei «Fohrler Live»

Am Prozess entschuldigte sich der Ex-TV-Star für seine Taten
4,5 Jahre Knast für «Fettli»-Nadir

Drogen, Waffen, illegaler Aufenthalt: «Fettli»-Nadir musste am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Bülach ZH antreten. Das Urteil: 4,5 Jahre Haft und 8 Jahre Landesverweis.
Publiziert: 22.05.2019 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2019 um 20:32 Uhr
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Wenige Sekunden einer Fernsehsendung aus dem Jahre 2001 machten Nadir bekannt.
Foto: tv3
Nicolas Lurati

Am Mittwoch musste sich Ex-TV-Star Nadir (33) vor dem Bezirksgericht Bülach ZH verantworten.

Dem Afghanen wurden Drogenhandel, rechtswidrige Einreise und rechtswidriger Aufenthalt  undVergehen gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Am Nachmittag fällte das Gericht sein Urteil: 4½ Jahre Knast und 8 Jahre Landesverweis. Nadir ist am Boden zerstört – und total aufgebracht. Er kann nicht fassen, dass das Gericht bezüglich der Freiheitsstrafe den Forderungen der Staatsanwaltschaft nachkommt. Er hatte wohl gehofft, dass das Gericht seine Einsicht und Reue als strafmildernd wertet. 

Zu Beginn noch hoffnungsvoll

Noch am Morgen bei Prozessbeginn machte Nadir einen gefassten Eindruck. «Fettli»-Nadir, bekannt aufgrund seiner legendären Aussagen in der «Fohrler Live»-Sendung aus dem Jahre 2001, erzählt aus seinem Leben. Etwa, dass ihn sein Vater verprügelt habe – er nie eine Chance hatte: «Ich habe um Hilfe gebeten. Doch es war keine Hilfe da.»

Der Richter kommt zu Wort. Hauptsächlich werden Nadir Drogendelikte vorgeworfen. Konkret: Kokainhandel. Nadir wird beschuldigt, im Juli 2018 Kokain verkauft zu haben. «Fettli» gesteht die Vergehen. 

Nadir entschuldigt sich vor Gericht

Am Tag seiner Verhaftung, am 26. Juli 2018, trug Nadir unter anderem 8,7 Gramm Kokain auf sich. Es hätte verkauft werden sollen. Dazu kam es nicht: Nadir wurde vor der Haustür seiner Mutter verhaftet. Vor Gericht sagte er: «Ich habe die Orientierung verloren. Ich habe etwas gemacht, mit dem ich fast das Leben meiner Frau zerstört habe. Und ich habe meine Tochter in Gefahr gebracht. Ich entschuldige mich von Herzen, dass ich Dinge tat, ohne zu überlegen. Ich möchte gerne meine Tochter aufwachsen sehen.» Und: Irgendwann habe er sich gewünscht, erwischt zu werden. 

Staatsanwalt Olivier Bertschy fordert eine Schuldsprechung im Sinne der Anklageschrift. Sprich: eine Gesamt-Freiheitsstrafe von 4½ Jahren sowie einen Landesverweisung von 10 Jahren. Denn: Eine erfolgreiche Integration sehe wohl anders aus. Nadir habe keine Arbeit und keine Berufsbildung. 

Bertschy sagt, dass Nadirs Vorstrafen erheblich ins Gewicht fallen würden. Vor allem die Verurteilung zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe wegen versuchter vorsätzlicher Tötung im Jahre 2012. Einziger Lichtblick: Nadir zeige jetzt Einsicht und Reue.

Verteidiger fordert mildere Strafe

Dann kommt Nadirs Verteidiger Alfred Haltiner zum Zug: Ja, sein Mandant sei im Sinne der Anklage schuldig zu sprechen. Haltiner fordert aber nur 22 Monate Haft. Von einer Anordnung einer Landesverweisung sowie dem Widerruf der bedingten Entlassung sei abzusehen. 

Haltiner berichtet über Nadirs Leben in Afghanistan: «Er wurde dort zu Steinigungen zugezogen.» Taliban sollen ihn zu Kampfübungen gezwungen haben. Und: «Er sah tote Menschen.» Zudem soll sein Mandant in Afghanistan sexuell missbraucht worden sein, so der Verteidiger.

Weil Nadir ein Härtefall sei, müsse man von einem Landesverweis absehen. Denn: Der Angeklagte sei seit einigen Jahren Christ. Dies würde in Afghanistan zu Problemen führen, so Haltiner. Auch Tattoos werden in Afghanistan nicht geduldet. Nadir hat unzählige davon.

Auch seine Partnerin kassiert Strafe

Der Afghane ergreift das Schlusswort: «In Zukunft werde ich mir Mühe geben. Ich werde in der Haft Therapien machen. Ich will mich von den Dingen, die ich tat, distanzieren. Ich will ein normales Leben führen.»

Das normale Leben startet aber jetzt erst mal hinter Gittern.

PS: Nadirs Partnerin, die als Mittäterin angeklagt war und mit der er eine gemeinsame Tochter hat, kassierte 14 Monate bedingt. 

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