13'413 Neubeitritte
Spürt Exit den This-Jenny-Effekt?

Meist sind es Personen um die 50 Jahre, die sich für einen Beitritt zur Sterbehilfeorganisation Exit entscheiden. Die häufigsten Gründe für den begleiteten Freitod sind Krebs im Endstadium, Alterskrankheiten und Schmerzen.
Publiziert: 11.03.2015 um 06:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:53 Uhr

Noch nie sind so viele Menschen der Sterbehilfeorganisation Exit in der Deutschschweiz beigetreten wie im vergangenen Jahr.

Der Verein verzeichnete die rekordhohe Zahl von 13'413 Neubeitritten. Angestiegen ist auch die Zahl der Freitodbegleitungen.

Online-Anmeldungen am Morgen verzehnfacht

«Sobald über Exit berichtet wird, klingeln bei uns die Telefone», sagte Exit-Sprecher Bernhard Sutter zu Blick.ch.

«Im letzten Jahr haben wir das bei den Medienberichterstattungen zum Altersfreitod gespürt. Aber auch der Tod von This Jenny hat in der Bevölkerung das Interesse für den Freitod geweckt. In den ersten sieben Tagen nach seinem Tod haben sich die Anmeldungen verdoppelt.»

Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr 583 Menschen entschieden, mit Hilfe von Exit aus dem Leben zu scheiden, 25 Prozent mehr als 2013. Das Durchschnittsalter lag bei 77,5 Jahren.

Jede Schlagzeile bringe Exit Neubeitritte, so Sutter. «Heute Morgen ist typisch dafür. Unsere Leitungen laufen heiss. Und schon vor Öffnung der Telefonanlagen hatten wir alleine von 7 bis 9 Uhr 72 Online-Anmeldungen und Broschürenbestellungen. An einem normalen Tag sind es in dieser Zeit etwa sieben.»

Freitod wegen Alter, Schmerzen und Krebs

Insgesamt hat Exit rund 2500 Anfragen von Sterbewilligen erhalten. In rund 900 Fällen sind Abklärungen für eine Freitodbegleitung getroffen worden. Das seien 21 Prozent mehr als im Vorjahr, schreibt der Verein.

Die häufigsten Gründe für einen begleiteten Freitod bleiben laut Exit Krebs im Endstadium, Alterskrankheiten sowie chronische Schmerzerkrankungen. Die meisten Sterbebegleitungen erfolgten in den Kantonen Zürich (210), Bern (86), Aargau (49), St. Gallen (38), Basel-Stadt (25) und Basel-Land (29).

Dass die Nachfrage nach den Exit-Dienstleistungen ungebrochen ist, belegen die steigenden Mitgliederzahlen. Bereits 2013 hatte die Organisation mit 8000 Beitritten einen überdurchschnittlichen Zuwachs verzeichnet.

Beitritt mit rund 50 Jahren

Der Trend hat sich zu Beginn dieses Jahres fortgesetzt. So seien allein im Januar und Februar 5000 weitere Mitglieder aufgenommen worden, schreibt Exit. Damit zähle die Organisation derzeit über 86'000 Mitglieder.

Exit führt den starken Zuwachs unter anderem auf das grosse Medieninteresse der vergangenen Jahre zurück. Weiter verweist der Verein auf die steigenden Einwohnerzahlen, auf die alternde Bevölkerung sowie auf die Zunahme der Demenzdiagnosen. Dazu komme, dass eine «stetig selbstbestimmtere Generation ins Alter kommt».

Die Beitritte erfolgen laut Exit typischerweise im Alter um die 50 Jahre, das Durchschnittsalter beträgt über 65 Jahre. Drei Fünftel der Mitglieder sind Frauen.

Auch in der Romandie verzeichnet Exit steigende Mitgliederzahlen, wie Jérôme Sobel, Präsident von Exit in der Westschweiz, auf Anfrage sagte. Die genauen Zahlen für die Westschweiz werden am 25. April in Martigny VS bekannt gegeben. (SDA/mad)

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