1 Toter und 5 Verletzte an der Zürcher Langstrasse
Die Amok-Fahrt des Sascha C.

Der Barkeeper (25) verprügelte Frau mit Eisenstange. Dann stieg er in sein Auto und raste in den Eingang der Konkurrenz.
Publiziert: 10.02.2012 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:36 Uhr
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Es ist längst Morgen, als die Feuerwehrleute Saschas verkeilten Chrysler vor der Lambada Bar abtransportfähig machen.
Foto: TOINI LINDROOS
Von Gabriela Battaglia und Adrian Schulthess

Wie eine Rakete schiesst gestern in aller Früh ein goldener Chrysler Stratus die Zürcher Langstrasse entlang. Am Steuer sitzt Sascha C.* (25) aus Schönenwerd SO, der sich gerne als Geschäfts­führer der Elite Bar ausgibt. Tatsächlich hilft er nur manchmal hinter dem Tresen aus.

Es ist kurz vor 5.30 Uhr, selbst die hartnäckigsten Nachtschwärmer denken ans Aufbrechen. «Mir fiel das Auto auf, weil es in der falschen Richtung auf der Busspur fuhr», sagt Biba Cheikh (38), der in der Nacht auf gestern als Türsteher in der Lambada Bar arbeitet. Er sieht die Amokfahrt von Sascha C. durch eine Glasscheibe: «Als das Auto noch etwa 50 Meter weit weg war, gab der Lenker Vollgas. Es kam mir vor, als würde er in dem Moment von null auf tausend beschleunigen.» Schnurstracks auf die Bar zu!

«Im allerletzten Moment riss der Lenker das Steuer nach links. Einen Meter vor der Bar», sagt Cheikh. «Dann gab er wieder Gegensteuer. Er knallte gegen einen Mann, zerquetschte ihn an einem Verkehrsschild. Es war grausam. Ich habe die Bilder immer noch vor mir. Hätte er das Lenkrad nicht herumgerissen, wäre ich tot.»

Das Opfer, ein Schweizer (39), wird schwer verletzt. Er stirbt noch am Unfallort. Totgefahren von Sascha C. Der Chrysler trifft drei weitere Männer, knallt in die Hausmauer. Sascha und seine Beifahrerin müssen aus dem Auto geschnitten werden. Beide kommen ins Spital, wie auch die drei verletzten Männer.

«Er war total verladen»

Lambada-Inhaber Sin Abbas (38) rennt sofort nach draus­sen, als es knallt. «Ich habe Sascha mit eigenen Augen gesehen», sagt Abbas. «Er war total verladen. Der konnte ja kaum mehr richtig sprechen.»

Vor einigen Jahren arbeitete Sascha C. noch als Inserateverkäufer für die «Neue Oltner Zeitung». «Wir waren zufrieden mit seiner Arbeit. Aber wir wussten, dass er seine Freizeit oft in den Bars verbringt», sagt Geschäftsführer Roli Diglas (56). «Er hat auch einen Alkohol-Entzug gemacht.»

In der Amoknacht ist Sascha nicht mehr trocken. Zwischen 22 Uhr und Mitternacht trinkt er in der Midway Bar eine ganze Flasche Whisky und eine Flasche Rum. Bis 2.30 Uhr säuft er in der Elite Bar weiter, um 3 Uhr stellt ihn die Lugano Bar auf die Strasse. Weil er Radau macht.

Es ist 5 Uhr vorbei, als Sedar (24) im New Tropical zusammenräumt. «Plötzlich klopfte es. Eine blutüberströmte Frau hämmerte verzweifelt gegen die Scheibe», sagt der Angestellte. «Sie sah furchtbar aus, hatte am Kopf eine grosse Wunde und ihre Lippen bluteten. Sie sagte, sie sei zusammengeschlagen worden, von Sascha. Mit Fäusten. Und einer Eisenstange!»

Nur wenige Minuten später knallt es vor der Lambada Bar, 100 Meter Luftlinie entfernt.

Sascha C. hat offenbar nur ein paar Kratzer abgekriegt. Laut Staatsanwalt Daniel Nussbaumer war er gestern im Verlauf des Tages schon wieder einvernahmefähig.

*Namen bekannt

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