Wenn Fabio R.* (34) den Zündschlüssel seines BMW M2 Competition dreht, geht PS-Fans das Herz auf. Nur: Das satte Wummern des Motors brachte dem Bauarbeiter aus Dietikon ZH grosse Probleme. Im Mai 2021 kontrollierte die Stadtpolizei Zürich das Fahrzeug. Resultat: Der BMW von Fabio R. ist zu laut und muss darum aus dem Verkehr gezogen werden (Blick berichtete). Der Italiener stand plötzlich unter Verdacht, sein Auto illegal getunt zu haben.
Nach Monaten kommt heraus: Fabio R. ist nicht der einzige M2-Competition-Fahrer, dem es so erging. Namensvetter Fabio C.* (32) musste seinen M2 Competition ebenfalls aus dem Verkehr nehmen. Mehr als ein halbes Dutzend Fahrzeuge wurden alleine auf Stadtgebiet Zürich stillgelegt. Dann ergeben Ermittlungen der Stadtpolizei Zürich: Die Besitzer haben nichts falsch gemacht.
«Ich darf meinen M2 nur noch im leisesten Modus fahren!»
Das Bundesamt für Strassen Astra erklärt: «Offenbar ist bei der Erarbeitung der EU-Gesamtgenehmigung ein falscher Wert für das Standgeräusch übernommen worden – vermutlich durch die Prüfstelle in Deutschland, die für BMW den Auftrag durchgeführt hat.»
Die Folge: Wer mit dem Modell in eine Lärmkontrolle kam, wurde wegen des falschen Messwerts unverschuldet automatisch für zu laut befunden.
Auch nachdem der Fehler endlich gefunden wurde, ist für Fabio R. die Sache nicht ganz ausgestanden. Denn um seinen M2 endlich wieder fahren zu dürfen, musste er einen Kompromiss eingehen, der ihm auf dem Magen liegt: «Ich darf meinen M2 nur noch im leisesten Modus fahren!»
Auf dem Prüfbericht des Strassenverkehrsamtes Zürich ist tatsächlich ein entsprechender Passus zu finden. Denn nur im Eco-Modus, wie das Strassenverkehrsamt den verhältnismässig leisen «Comfort»-Modus des M2 Competition umschreibt, werden die falschen Grenzwerte eingehalten. Für BMW-Fan Fabio ist das ein No-Go: «So ein Auto kauft man sich nicht, um nur im Schleichgang herumzufahren!»
Unklar, wie lange der Sparmodus-Zwang gilt
Beim Strassenverkehrsamt begründet man: Das Modell erfülle die schweizweiten Geräuschvorgaben nur im leisesten Modus. Und: Die Vorgabe gelte weiter, «bis die schweizweiten Geräuschvorgaben für das Fahrzeugmodell vom Bundesamt für Strassen angepasst worden sind».
Aber das kann dauern. Das Bundesamt für Strassen muss auf BMW zugehen. Und BMW selber will den Fall zuerst mit internen Experten überprüfen, wie es auf Blick-Anfrage heisst.
Beim TCS heisst es, es seien keine weiteren Fahrzeugmodelle bekannt, die auf Schweizer Strassen nur im Sparmodus gefahren werden dürfen. Damit hat Tuner Fabio jetzt zwar ein einzigartiges Auto – aber ganz anders, als er es sich vorgestellt hat.
*Namen bekannt