«Ich habe gewartet, bis ich an die Reihe komme und sterbe»
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Manuela Weichelt-Picard:«Ich habe gewartet, bis ich an die Reihe komme und sterbe»

Wendepunkt für Waffengesetze
Als das Zuger Attentat 2001 die Schweiz erschütterte

Am 27. September 2001 erschütterte das Zuger Attentat die Schweiz. Friedrich Leibacher tötete 14 Menschen und verletzte 15 weitere, bevor er sich das Leben nahm. Der Anschlag führte zu weitreichenden Veränderungen in der Schweizer Sicherheitspolitik. Ein Blick zrugg.
Publiziert: 24.05.2025 um 14:47 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2025 um 15:01 Uhr
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Am 27. September 2001 steht die Schweiz still. Ein Amokläufer suchte das Parlamentsgebäude mit mehreren Waffen in Zug heim.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Attentat im Zuger Parlament erschütterte die Schweiz im September 2001
  • Täter fühlte sich von Behörden unverstanden und ungerecht behandelt
  • 14 Menschen getötet, 15 verletzt, Amoklauf dauerte 2 Minuten 34 Sekunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Was ist passiert?

Der 27. September 2001 veränderte die Schweiz. Kurz vor 10.30 Uhr stürmte Friedrich Leibacher (†57) an besagtem Donnerstagmorgen das Zuger Parlamentsgebäude und erschoss innerhalb weniger Minuten 14 Menschen und verletzte 15 weitere – teils lebensbedrohlich. Anschliessend beging er Suizid. 

Verkleidet als Polizist, mit einer selbstgemachten Uniform, gelangte der Schwerbewaffnete unbehelligt in das Parlamentsgebäude. Im Saal des tagenden Parlaments schoss der Attentäter um sich. Rund 90 Schüsse feuerte er aus seinem Selbstladegewehr ab. Zudem zündete er einen selbstgebauten Sprengsatz. Drei Regierungsräte und elf Kantonsräte fielen Leibacher zum Opfer. Weitere Politiker und einige Journalisten wurden zum Teil schwer verletzt. Insgesamt dauerte das Attentat 2 Minuten und 34 Sekunden. Am Tatort fand man von ihm verfasste Flugblätter mit dem Titel «Tag des Zornes für die Zuger Mafia». 

Manuela Weichelt-Picard erlebte das Attentat aus nächster Nähe. Im Interview mit Blick erinnerte sie sich anlässlich des 20. Jahrestags zurück: «Ich wartete darauf, bis ich an der Reihe war und sterbe.»

Das Motiv der grausamen Tat: ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Leibacher und den Zugerland Verkehrsbetrieben. Einem Buschauffeur warf Leibacher vor, unter Alkoholeinfluss Bus gefahren zu sein. Da es zu keiner Einigung kam, fühlte sich der 57-Jährige zunehmend von den Behörden und Beteiligten unverstanden. Eine Flut von Anzeigen seinerseits folgte. Er wandte sich dabei an immer höhere Instanzen. Leibacher steigerte sich in die Vorstellung, die Behörden hätten sich gegen ihn verschworen. In einem psychiatrischen Gutachten wurde Leibacher eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Diverse Delikte und Vergehen – darunter Vermögensdelikte, Gewalttätigkeit und Exhibitionismus – waren bereits in seinen Akten erfasst. 

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Warum das Zuger Attentat so wichtig ist

Der Anschlag war in Grausamkeit und Ausmass der erste dieser Art für die Schweiz. Schweizweit und global sorgte das Attentat für Betroffenheit und traf, kurz nach dem Attentat des 11. Septembers, auf globale Entrüstung. 

Tragischerweise zeigte sich durch das Attentat: Die bisherigen Massnahmen zum Schutz der Parlamentarier waren nicht ausreichend. Als grosses Risiko zeigte sich die leichte Zugangsmöglichkeit für Aussenstehende in das Parlamentsgebäude. Weiter offenbarten sich die damaligen Probleme des Waffengesetzes. Der Privaterwerb von Waffen war an keine Voraussetzungen gebunden. Beim Waffenerwerb im Handel erwies sich das damalige System als lückenhaft. Ein privater Strafregisterauszug musste beim Kauf vorgelegt werden. Das Problem: Nach gewissen Fristen konnten Delikte auf Antrag gelöscht werden und waren von aussen nicht mehr einsehbar. 

Was ist seither geschehen?

Durch das Zuger Attentat verschärfte sich die Sicherheit in Regierungsgebäuden massiv. Insbesondere in Bundesbern wird mit Schleusen, Badges und sogar Sicherheitskontrollen gearbeitet. Schweizweit ist die Zusammenarbeit mit der Polizei gestiegen und Personenlisten mit Auffälligen werden geführt, um ein zweites Zug zu verhindern. Zudem hat sich das Waffengesetz verändert. Heutzutage wäre Friedrich Leibacher nicht mehr an eine Waffe gekommen. Ein leeres Strafregister ist unabdingbar und die Gefährdung von Dritten muss ausgeschlossen werden, schreibt das Bundesamt für Polizei (fedpol).

Was genau ist «Blick zrugg»?

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

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