Er machte sich feige vom Acker, doch jetzt wurde er geschnappt. A. D.* (26) ist der Messerstecher, der am 29. Oktober in der Disco Vanilla in Riazzino TI einen Bulgaren (18) schwer verletzt hatte (BLICK berichtete). Der Schweizer mit albanischen Wurzeln ist im Kanton Uri aufgewachsen. Hier gilt der junge Mann als gut integriert. 2008 wurde ihm vom Kantonsrat sogar das Urner Landrecht erteilt. Er engagierte sich im Verein und trainierte eine Mannschaft vom FC Altdorf.
D. steckte das Klappmesser seinem Opfer in den Rücken
Am Abend der Tat fahren D. und einige seiner Teamkollegen nach dem letzten Spiel der Saison von Altdorf nach Riazzino TI. Hier wollen die Fussballer feiern. Doch stattdessen kommt es zur Messerstecherei im Club Vanilla. Laut Zeugenaussagen findet die Tat im ersten Stock statt. Es ist 2 Uhr morgens, als einige Mitglieder der Mannschaft aus Altdorf in Streit mit Ortsansässigen geraten. D. zückt ein Klappmesser und rammt es seinem Opfer in den Rücken.
Daraufhin haut die Gruppe ab. Draussen, unweit von der Disco entfernt, wirft D. die Tatwaffe in einen Gulli. Erst drei Wochen nach der Messerattacke kommt ihm die Polizei auf die Schliche. Laut RSI wird zunächst ein 21-jähriger Freund von D., der im Tessin lebt, festgenommen und verhört. Er plaudert aus dem Nähkästchen, was zum Ermittlungserfolg führt.
Die Polizei verhaftet D. in Uri und steckt ihn ins Gefängnis La Stampa. Dort dürfte er länger schmoren – sicher über Weihnachten, vermutlich noch bis Ende Januar. Solange dauert laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, Saverio Snyder, die U-Haft. Man erwäge eine Anklage wegen versuchter Tötung. Nur bestenfalls kommt der 26-jährige Urner mit schwerer Körperverletzung davon.
Zwei Mal mit Familie telefoniert
BLICK konfrontiert ein enges Familienmitglied von D. mit der Tat: «Wir wissen nicht genau, was passierte. Er durfte erst zweimal telefonieren. Deshalb wollen wir uns nicht weiter dazu äussern.» Aber der Angehörige hält fest: «Er war bis auf einige kleinere Sachen immer anständig.» Auch Yves Althaus, Präsident des FC Altdorf, berichtet nichts Schlechtes über seinen Trainer, der in U-Haft sitzt. Für ihn ist klar: «Er muss für seine Tat die Konsequenzen tragen und bestraft werden.»
Intern will der Verein am Wochenende mit der ganzen Mannschaft sprechen. «Uns ist nur bekannt, dass mehrere Spieler im Tessin waren», sagt Althaus. «Wer wie involviert war, wissen wir nicht. Nach dem Treffen bespricht der Vorstand die Konsequenzen.» Der Präsident betont später noch, dass die verhängnisvolle Party-Tour ins Tessin «kein offizieller Mannschaftsausflug war».
*Name der Redaktion bekannt