Tödlicher Felssturz von Gurtnellen
Werni H. (†29) lag da, wo die Hunde bellten

Die Leiche des beim Bergsturz vom Dienstag verschütteten Arbeiters wurde heute Morgen aus den Trümmern geborgen. Genau da, wo die Hunde gebellt hatten.
Publiziert: 09.06.2012 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:18 Uhr
Im gelben Kreis, links neben dem Bagger, wurde Werni H. tot gefunden. Hier hatten die Suchhunde bereits am Tag des Unglücks angegeben.
Foto: 8989-Leserreporter

Bauarbeiter Werni H.* (†29) wurde am Dienstag unter den Felsmassen begraben, als der Berg kam. Sofort machten sich Retter auf die Suche nach dem vermissten Familienvater – mit Suchhunden.  An einer Stelle neben dem Bahntrassee gaben sie besonders laut an. Heute gegen 7 Uhr wurde der vermisste Urner unter den Trümmern entdeckt – tot. Just an der Stelle, wo die Hunde bellten.

Eine Polizeisprecherin sagte vorerst zwar, dass die Hunde woanders angegeben hätten, doch sie bellten auch an der Fundstelle. Dies bestätigt Hundeführer Jo Näpfli gegenüber Blick.ch. «Wir haben den Hang gestern erneut mit Hunden durchkämmt, und auch da gaben die Hunde wieder an derselben Stelle an.»

Heute morgen die traurige Gewissheit: Werni H. ist tot. «Er hat sich beim Felssturz tödliche Verletzungen zugezogen», schreibt die Polizei. Ein Leichenwagen fuhr den Toten weg, wie ein Augenzeuge beobachtete.

Während der Bergung beobachteten Helfer den Berg

«Die Bergung war äusserst schwierig,» sagte Rudolf Huber, Pikettoffizier bei der Kantonspolizei Uri. «Der Bagger musste vorsichtig ans Werk. Man weiss nie, unter welchem Stein der Körper liegt.» Bis zuletzt hofften die Angehörigen noch, dass Werni H. das Unglück vom Dienstag überlebt haben könnte. Doch der Familienvater wurde von den Felsmassen erdrückt.

Noch ist die Gefahr am der Unglücksstelle nicht gebannt: Jederzeit könnte sich ein weiteres, 400 bis 500 Kubikmeter grosses Felsstück lösen. Die Helfer mussten mit grosser Vorsicht zum Toten vordringen und ihn bergen. «Während der Bergung beobachteten einzelne Helfer den Berg», so Rudolf Huber. Wegen der tödlichen Gefahr wurde seit Donnerstag auch ein ferngesteuerter Bagger am Unglücksort eingesetzt, um nach Werni H. zu suchen.

Weil es sich um einen aussergewöhnlichen Todesfall handle, habe die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung eingeleitet. Dies sei bei einem solchen Unfall ein normaler Vorgang, erklärte Huber. «Es wird geprüft, ob die Sorgfaltspflicht verletzt wurde.»

Bahnlinie einen Monat lang unterbrochen

Die SBB reagierte erleichtert auf die Bergung des Verschütteten, der für eine externe Baufirma gearbeitet hatte. Die anderen Arbeiter könnten nun vor Ort wesentlich ruhiger ihrer Tätigkeit nachgehen, sagte SBB-Sprecher Christian Ginsig.

Der Bergsturz hatte sich am Dienstag am gleichen Hang ereignet, an dem im März ein Felssturz auf die Gotthardbahn niederging. Als er verschüttet wurde, war der Arbeiter damit beschäftigt gewesen, den Damm wiederherzustellen, der das Bahntrassee schützen soll.

Die SBB geht davon aus, dass die Bahnlinie rund einen Monat gesperrt bleibt. Weil weitere Felsstürze drohen, können die Gesteinsmassen erst beseitigt werden, wenn der Hang gesichert ist. Für die SBB stehe nach der Bergung des Verschütteten die Vorbereitung der Sprengung im Mittelpunkt, sagte Ginsig.

Kurze Strassensperrung wahrscheinlich

Mit Sicherheit weggesprengt werden muss der 400 bis 500 Kubikmeter grosse lockere Felsblock. Wahrscheinlich müsse aber noch mehr gesprengt werden, sagte Ginsig. Er geht davon aus, dass die Sprengungen Ende nächster Woche durchgeführt werden.

Beim Felssturz hatten sich am Dienstag 2000 bis 3000 Kubikmeter Gestein gelöst. Das Ereignis kam für die zuständigen Geologen völlig überraschend. Mit dem wesentlich kleineren Felssturz vom März (300 bis 400 Kubikmeter) bestehe kein Zusammenhang.

Auch nach dem Felssturz vom März war eine Sicherheitssprengung nötig gewesen. Die nun notwendige Massnahme sei viel grösser, sagte Ginsig. Es sei davon auszugehen, dass deshalb erneut während der Sprengung aus Sicherheitsgründen die Autobahn A2 und die Kantonsstrasse für kurze Zeit gesperrt werden müssten. (SDA/ldo)

*Name der Redaktion bekannt

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