Wegen der brutalen Kälte werden die Finger nach wenigen Augenblicken taub, das Gesicht läuft rot an und die Zehen schmerzen. Daran ändern auch die zwei paar Socken nichts. Auf dem Titlis in einer Höhe von 3020 Metern, zeigt das Thermometer minus 25 Grad an. Hinzu kommt die Bise, die mit gut 29 km/h weht. Konkret heisst das: Die gefühlte Temperatur liegt bei minus 39 Grad.
Trotzdem sind Dutzende Touristen auf dem Titlis. Für die tolle Alpen-Kulisse nimmt man kalte Füsse und eine tropfende Nase gerne in Kauf. Gerade die vielen Inder haben mit den eisigen Temperaturen ihre Mühe. Sie kennen solche Bedingungen nicht. Entsprechend schlecht sind einige von ihnen angezogen.
Die drei Freunde Mamri, Suhep und Mukesh sind in Jeans hier oben auf dem Gipfel unterwegs. Ihre Knie schlottern, doch die Gesichter strahlen: «Diese Berge sind atemberaubend schön», sagt Mukesh zu BLICK. «Aber es ist so furchtbar kalt! Zu Hause in Indien ist es jetzt 30 bis 35 Grad heiss.» Dennoch haben die drei ein volles Programm. Später wollen sie weiter nach Andermatt UR und dort ein Käse-Fondue probieren.
Auch Vannka und ihr Freund Gilang aus Indonesien kämpfen mit der Kälte: «Wir wussten nicht, dass es so eisig ist», sagt sie mit zittriger Stimme. Sie lacht und erklärt: «Darum sind wir so schlecht angezogen.» Trotzdem wollen sie im nächsten Jahr wieder herkommen: «Wir sind neun Tage durch Europa gereist. Der Titlis gefällt uns bis jetzt am besten.»
Besser angezogen ist die indische Familie Rao. Vater Shailendra sagt, warum: «Meine Frau Sowmya und ich waren 2009 schon einmal hier. Wir kennen die Schweiz.» Für ihre sechsjährige Tochter Saanvi ist es aber das erste Mal. Doch die eisige Temperatur macht ihr nichts aus. Im Gegenteil: Vergnügt turnt das Mädchen im Schnee herum und lacht.
In den Wintermonaten gehört der Titlis vor allem den Chinesen. Von den ausländischen Touristen sind sie klar in der Überzahl. Und sie sind auch am wärmsten angezogen. Yuping aus Dandong sagt, warum: «Bei uns ist es jetzt auch so kalt. Für mich sind die Temperaturen okay.» Gemütlich schlendern sie und ihre Freundin Xianxia über die Promenade am Gletscher und schiessen Handy-Fotos: «Damit wir zu Hause zeigen können, wie schön es in der Schweiz ist.»