Tierschützerin Esther Geisser (47) päppelt bis zu 60 ausgesetzte Büsi auf – im Monat
Büsi-Alarm!

Schweizer Tierschützer schlagen Alarm. Sie finden mittlerweile jeden Monat bis zu 60 kranke und verwahrloste Katzen.
Publiziert: 13.01.2017 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:35 Uhr
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Esther Geisser (47) kümmert sich liebevoll um die ausgesetzten Katzen.
Foto: zVg
Romina Lenzlinger

Ein Bauernhof im Kanton Obwalden. Hinter dem Scheiterhaufen hören die Tierschützer leises Miauen. Kater Poldi kann sich nicht mehr bewegen. Seine Pfoten sind aufgedunsen und blutverschmiert, seine Laute sind kaum hörbar. «Er war abgemagert und erlitt fürchterliche Schmerzen, als wir ihn gefunden haben», sagt Esther Geisser (47), Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection. Seine Besitzer hatten ihn ausgesetzt und dem Schicksal überlassen. «Hätten wir ihn nicht gefunden und sofort behandelt, wäre er einen qualvollen Tod gestorben.»

Ausgesetzte Tiere im Wald, auf der Raststätte, bei Bauernhöfen 

Poldi ist kein Einzelfall. Laut Geisser ist die Situation mittlerweile dramatisch: «Wir finden jeden Monat bis zu 60 kranke, verwahrloste  Katzen.» Ausgesetzt im Wald, auf einer Raststätte – oder wie Poldi unweit eines Bauernhofs. «Die Besitzer dachten vielleicht, auf dem Hof fällt eine Katze mehr oder weniger niemandem auf.»

Die Tierschützerin warnt seit langem vor einer Explosion der Katzenpopulation in der Schweiz und fordert eine rigorose Kastrationspflicht: «Es gibt viel zu viele Katzen. Wer sein Büsi jetzt noch Nachwuchs kriegen lässt, handelt rein egoistisch.»

Herrenlose Katzen werden eingesammelt und rigoros kastriert

Mit einem Team von Freiwilligen zieht die Tierschützerin durch die Schweiz, sammelt herrenlose Katzen ein und kastriert sie. Doch immer wieder müssen sie sich neben ihrer eigentlichen Mission um kranke Büsi kümmern.  «Die Zahl der Fälle steigt extrem und bringt uns in finanzielle Nöte», so Geisser. Denn die Behandlungs- und Folgekosten sind hoch. «Auch wenn uns viele Tierärzte Rabatte geben, kommen wir kaum über die Runden», sagt sie. «Es ist wahnsinnig, wie viele Leute sich, ohne zu überlegen, ein Tier zutun und dann schnell vergessen, was es dazu alles braucht.»

Kater Poldi hat sich inzwischen von seinen Strapazen erholt. Er mag wieder fressen und schnurren. Trotzdem braucht er wohl sein Leben lang Medikamente. Ein grosser Nachteil, wenn man ihn bei Katzenfreunden vermitteln will.

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