Nicole war eine ihrer besten Freundinnen. Vom gleichen Schlag, lebensfroh, auch aus Brunnen SZ. In der Nacht auf Dienstag sitzt Karin S.* (20) als Beifahrerin neben Serviertochter Nicole E.* († 27). «Wir waren supergut drauf, hörten laut Musik und sangen mit.»
Bis zu dem Moment, als Nicole E. in ihrem Rover zum Überholen ansetzt, dabei die Kontrolle verliert und an der Gersauerstrasse frontal in einen abgestellten Pneu-Lieferwagen kracht (BLICK berichtete).
«Nicole war richtig happy.»
Nicole E. verliert ihr Leben. Karin S. liegt auf Station 6 im Kantonsspital Schwyz. Mit gesprengtem Schlüsselbein, lädiertem Schulterblatt, zwei gebrochenen Rippen – und mit schrecklichen Erinnerungen an die Unglücksnacht.
«Nicole holte mich nach ihrer Schicht in der Brunner Hof-Bar ab. Wir zogen durch die Bars in Brunnen und wollten auf einen Absacker noch in die Del Mar Lounge», erzählt die Berufsschülerin. «Nicole war richtig happy.» Die beiden Frauen steigen ins Auto, ihr Ziel ist keine drei Kilometer entfernt.
Im Wagen vor ihnen fährt Kollege Beni T.* (33), der mit auf einen Drink will. Rund 200 Meter vor der Bar trifft Serviertochter Nicole E. eine fatale Entscheidung. Karin S.: «Sie sagte zu mir: ‹Komm wir überholen den Beni. Dann sind wir zuerst da.› Dann weiss ich nichts mehr.»
Nicoles Rover fliegt aus der Kurve und kracht ungebremst in einen Lieferwagen bei der Tankstelle. Die Serviertochter stirbt. Beifahrerin Karin S. überlebt.
Überlebende machen sich Vorwürfe
Auch gestern kamen ihr immer wieder die Tränen. Ihre Stimme bricht, wenn sie an ihre tote Freundin denkt: «Nicole war immer für mich da. So herzensgut, so hilfsbereit. Durch nichts unterzukriegen. Wären wir doch einfach im Ort geblieben.»
Vorwürfe macht sich auch Unfallzeuge Beni T. Der IT-Spezialist aus Brunnen ist ein guter Freund Nicoles: «Ich kann es immer noch nicht glauben. Wenn sie doch zu mir ins Auto gestiegen wäre. Doch sie wollte mit dem eigenen Auto zur Bar fahren.»
Seit jener Nacht muss Beni T. immer wieder zur Tankstelle fahren, die schrecklichen Bilder irgendwie verarbeiten. Am Unfallort zeugen Kreidespuren, Blumen und Grabkerzen vom Horror-Crash.
Als Erster am Unglücksort versuchte der 33-Jährige zu retten, was nicht mehr zu retten war. «Ich habe den Wagen fliegen sehen. Ich habe sofort angehalten und bin zu den beiden hingerannt. Dann habe ich die Fahrertür aufgerissen und Nicoles Kopf in die Hände genommen. Ich spürte einen Puls. Vielleicht war es in der Aufregung doch mein eigener? Denn sie hat nicht reagiert.» Nicole stirbt in seinen Armen.
Auf dem Beifahrersitz kämpft sich Karin aus dem Wagen. Sie ist für ein paar Augenblicke benommen und kriegt nicht alles mit.
Karin S. weiter: «Mir fehlen ein paar Minuten. Doch die schönen Erinnerungen, die ich mit Nicole vor dem Unfall hatte, werde ich nie vergessen.»