Die Ostertage 2017 veränderten das Leben von Sergio Esposito (49) aus Luzern. Sein Vater Cosimo Esposito (†85) wurde Opfer eines Tötungsdelikts. Der 85-Jährige wurde in der psychiatrischen Klinik St. Urban brutal totgeprügelt – von seinem kurz zuvor eingelieferten, hochgradig schizophrenen Zimmergenossen Adnan X.* (37).
Wegen seiner psychischen Störung war der Täter nicht schuldfähig. Dafür stand kürzlich der diensthabende Arzt der Klinik St.Urban vor Gericht. Er wurde bereits per Strafbefehl wegen fahrlässiget Tötung verurteilt, akzeptierte dies aber nicht. So mussten die Richter am Willisauer Bezirksgericht den Fall beurteilen. Ein Gutachten belastete den Dienstarzt dabei schwer: Er hätte die Gefahr erkennen müssen, die vom ehemaligen Kickboxer Adnan X. ausging, der einen akuten Schub hatte.
Gutachten belastete Arzt, Richter sprachen ihn dennoch frei
Wie die «Luzerner Zeitung» berichtete, hätte laut Gutachten die Tötung von Cosimo Esposito mit Medikamenten und einer Überwachung verhindert werden können. Der beschuldigte Arzt hätte das Risiko der Fremdgefährdung erkennen müssen. Doch er habe in jener Nacht ein «offenkundig passives Verhalten» gehabt und wichtige Abklärungen unterlassen.
Doch die Richter sahen das anders und sprachen den Dienstarzt von allen Vorwürfen frei. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und die schriftliche Begründung liegt noch nicht vor. Gut möglich, dass der Fall ans Kantonsgericht weitergezogen wird.
Sohn: «Habe eine grosse Wut»
Sergio Esposito (49), der Sohn des Todesopfers, ist enttäuscht, wie er zu Blick sagt. «Ich verstehe nicht, wieso der Arzt freigesprochen wurde. Ich hatte die Hoffnung, dass er Verantwortung tragen muss. Denn es sind ja alle Fehler belegt, die er gemacht hat.»
Die ganze Geschichte beschäftigt ihn seit Jahren – und kostet ihn als Privatkläger auch eine Stange Geld. «Ich habe eine grosse Wut – ich kämpfe seit Jahren um Gerechtigkeit, aber ich werde nicht aufhören.» Er werde das Urteil weiterziehen.
Auch der Familienzusammenhalt bei den Espositos habe gelitten: «Als mein Vater noch lebte, machten meine acht Geschwister und meine Eltern viele Familienfeste, aber seit seinem Tod ging leider alles auseinander.»
Sergio Esposito zweifelt unterdessen am Rechtsstaat. Enttäuscht ist er zudem von der Familie des Täters: «Sie haben sich bis jetzt nie entschuldigt, nie angerufen, keinen Brief geschrieben – nichts.»
* Name geändert