Schock-Bilder aus Luzern
Polizist tritt Einbrecher gegen den Kopf

Anfang Juni hat ein Luzerner Elite-Polizist bei einer Festnahme einem Einbrecher mehrmals mit dem Stiefel gegen den Kopf getreten. Er wurde erst mehr als einen Monat später vom Dienst suspendiert.
Publiziert: 21.08.2013 um 21:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 21:14 Uhr
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Das schockierende Video zeigte die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens in ihrer jüngsten Ausgabe vom Mittwochabend: Ein Mann liegt mit ausgestreckten Armen am Boden. Ein Polizist nähert sich mit gezückter Waffe – und kickt fünf mal mit seinem Stiefel auf den Kopf des wehrlosen Mannes ein.

Aufgenommen wurden die Bilder, die nun publik wurden, am 3. Juni dieses Jahres von einer Überwachungskamera in einem Uhrengeschäft in Luzern. Kurz vor 4 Uhr morgens drangen damals zwei rumänische Einbrecher in den Laden ein, lösten dabei den stillen Alarm aus.

Gewalt-Exzess

Wenig später trifft eine Patrouille der Luzerner Polizei ein, darunter auch Angehörige der Interventionseinheit SPID. Sie können einen der Täter stellen – doch anstatt den Mann einfach festzunehmen, lässt sich ein 29-jähriger Elite-Polizist zu dem Gewalt-Exzess hinreissen.

Der rumänische Einbrecher erleidet bei dem Übergriff Prellungen, Blutergüsse und Schürfwunden am Kopf. Für seinen Anwalt Reto Ineichen ist der Fall eindeutig: «Eine klare Überreaktion! Ein Polizist muss sich im Griff haben», sagte er der «Rundschau».

«Nicht zu akzeptieren»

Die Tritte gegen den Kopf des Einbrechers ist einer von 22 Vorfällen, die der unabhängige Administrativuntersuchungsleiter und Berner Alt-Oberrichter Jürg Sollberger im Auftrag von Regierungsrätin Yvonne Schärli gegenwärtig untersucht.

Für Sollberger ist klar, dass ein solches Verhalten nicht tolerierbar ist. Zur «Rundschau» sagt er: «Sobald der Einbrecher sich ergeben hat, ist jede Gewalt, die gegen den Betreffenden ausgeübt wird, nicht mehr im Rahmen des Zulässigen und damit nicht zu akzeptieren.»

Erst spät vom Dienst suspendiert

Gegen den Elitepolizisten, der nicht wusste, dass er bei seiner Tat von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, läuft seit Anfang Juni ein Strafverfahren wegen Amtsmissbrauch und Körperverletzung.

Doch Polizeikommandant Beat Hensler hat nicht umgehend personalrechtliche Massnahmen gegen den Polizisten ergriffen: Er wurde erst am 15. Juli vom Dienst suspendiert.

Untersuchungsleiter Sollberger kritisiert diesen Umstand. Massnahmen seien sofort zu treffen, «wenn man die Erkenntnis hat, dass hier etwas nicht gut war», erklärte er in der «Rundschau».

«Nicht repräsentativ»

Polizeikommandant Hensler selbst sagte zu seinem Vorgehen, ein solcher Suspendierungsentscheid müsse eben sorgfältig geprüft werden.

Er betonte zudem: «Der Fall gibt mir zu denken und entspricht überhaupt nicht dem Standard der Luzerner Polizei, ist auch nicht repräsentativ für sie.» Jetzt müssten Voraussetzungen geschaffen werden, dass keine solchen Fälle mehr passieren. (bau)

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