Das verpfuschte Leben von Pascal T.* (†29) endete in einem Inferno. Sonntag früh donnerte der junge Mann aus dem St. Galler Rheintal mit einem gestohlenen Audi R8 in einen Kreisel in Galgenen SZ. Das 550-PS-Auto hebt ab, knallt nach 50 Metern Flug in den ersten Stock eines Hauses. Der Holzbau fängt sofort Feuer – Pascal T. ist auf der Stelle tot. Doch was ist in den jungen Mann gefahren, wie kam er auf die schiefe Bahn? Für Experten ist klar: Dem chronischen Versager war schlichtweg alles egal.
Der forensische Psychiater Thomas Knecht (59) sieht in der Biografie von Pascal T. gleich mehrere Risikofaktoren: T. ist Scheidungskind, brach seine Lehre als Bauspengler ab. «Bier und Gin waren seine besten Freunde», sagt der Ex-Lehrmeister zu BLICK. Und der ehemalige Vermieter beschreibt Pascal T. als Messie. Hinzu kommt: Er war zur Verhaftung ausgeschrieben – wegen unbezahlter Schwarzfahrer-Bussen. Psychiater Knecht dazu: «So eine Häufung von Problemen sieht man selten in einer Person vereint.»
Scheidung kann nicht als Ausrede gelten
Damit will Knecht den Raser aber nicht aus der Verantwortung nehmen: «Heutzutage wird ja fast jede zweite Ehe geschieden. Wenn alle Scheidungskinder so durchdrehen würden, hätten wir in der Schweiz gar nicht genug Audis.»
Als BLICK die Mutter des Rasers kontaktierte, verleugnete diese ihren Sohn. Für Psychiater Knecht ein weiteres Alarmsignal: «Die eigene Mutter ist die letzte Bastion im Sozialleben eines Menschen. Wenn sich sogar die Mutter von einem abwendet, ist das der soziale Bankrott.»
Der Verlierer fühlte sich für einmal gross
Dass T. ausgerechnet einen Supersportwagen klaute, ist für den Psychiater ein klares Statement: «Das spricht für einen Verlierertypen, der sich aber selber gross fühlte. So als würde er sagen wollen: Ich gehöre in ein Luxusauto und nicht in ein Messie-Zimmer.» Knecht kann sich sogar vorstellen, dass Pascal T. in der Nacht des Unfalls sterben wollte: «Es sieht fast so aus, als suchte er einen Abgang mit Knalleffekt. Ein grandioses Finale.»
Der ehemalige Basler Kriminalkommissär Markus Melzl (67) sieht das ähnlich: «Wer so unterwegs ist, nimmt zumindest in Kauf, sich und andere zu töten. Wir sprechen hier von einem Eventualvorsatz.»
Den Kick gesucht
Immer wieder habe er in seiner Laufbahn bei der Polizei solche Menschen und Biografien angetroffen: «Sie sind im Leben nicht sehr erfolgreich und suchen den Kick, indem sie möglichst nahe am Abgrund tanzen.» Wenn sie dann eine bestimmte Grenze überschreiten, ergebe sich fast eine Art Rausch.
Dass sich Pascal T. mit dem Rammen des Kreisels absichtlich das Leben nehmen wollte, glaubt Melzl aber nicht: «Diese Flugbahn hätte man unmöglich vorhersehen können. Das kann kein Plan gewesen sein.»
Selbstüberschätzung – und Panik
Der frühere Kriminalkommissär geht eher von massiver Selbstüberschätzung des Crash-Fahrers aus: «Gerade bei jungen Männern sieht man das immer wieder. Und wenn wie im aktuellen Fall noch die Polizei hinter einem her ist, kommt noch Panik hinzu.»
Was Pascal T. in jener Nacht wirklich ritt, wird wohl nie ganz geklärt werden. Er hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen.
* Name geändert