Abdullah Koyani kommt von der Arbeit, ist auf dem Weg in die Migros. Mit dem Velo fährt er die Stansstaderstrasse entlang. Der 34-Jährige trägt einen Helm, das Licht am Fahrrad ist an.
Auch Robert Z.* ist gestern vor einer Woche unterwegs. Mit dem blauen Citroën XM seiner Freundin von Stans Richtung Stansstad. Es ist 18.50 Uhr. Der 55-Jährige ist betrunken.
Z., ein dreifacher Vater, gilt als jähzorniger Trinker. Der LKW-Chauffeur fällt immer wieder mit ausländerfeindlichen Sprüchen auf. Vor wenigen Jahren wurde er wegen Drohungen verurteilt (siehe Box rechts).
Der Asylsuchende Abdullah Koyani ist 150 Meter vor dem Kreisel beim Migros Länderpark, als ihn Robert Z. mit seinem Wagen abschiesst. Trotz Velohelm wird der Iraker schwer am Kopf verletzt. Tags darauf stirbt er an inneren Blutungen.
Hat Robert Z. den Asylsuchenden absichtlich umgefahren? War es kein Unfall, sondern Mord?
Robert Z. sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. «Wegen Verdunkelungsgefahr», sagt Untersuchungsrichter Alois Bissig zu BLICK. «Der Mann könnte möglicherweise auf Zeugen Einfluss nehmen.»
Was genau passiert ist, versucht er herauszufinden. Klar sei «dass der Mann eine hohe Alkoholkonzentration im Blut aufwies», so Bissig. «Das genaue Ergebnis liegt noch nicht vor, es dürfte mehr als zwei Promille betragen.»
Klärt Bissig auch ab, ob Z. den Iraker Abdullah Koyani aus Fremdenhass anfuhr? Das werde «als enfernte Möglichkeit mituntersucht», sagt der Untersuchungsrichter.
Am Unfalltag wartet Sihan Koyani (24) auf ihren Mann. Um 20 Uhr ruft sie ihn auf dem Handy an. Ein Arzt im Spital von Stans nimmt ab, sagt ihr, dass ihr Mann in Lebensgefahr schwebe. Sihan kann Abdullah noch sehen, bevor er stirbt.
«Der Unfall hat mir und meinen Kindern alles genommen», sagt sie. Sihan hat eine 18 Monate alte Tochter und einen 6-jährigen Sohn von Abdullah.
Sihan Koyani ist verzweifelt. Im Irak nahm ihr der Krieg die Heimat. Die ersten vier Jahre in der Schweiz verbrachte sie mit ihrer Familie im Asylheim in Stans. Dann fand ihr Mann einen Job als Fabrikarbeiter.
«Es ging aufwärts. Und dann stirbt mein Mann», sagt Sihan Koyani und weint. Abdullah fehlt der jungen Witwe. «Er hat immer gearbeitet. War ein guter Familienvater und Mann», sagt die Irakerin. «Wie soll ich jetzt die Kinder versorgen?»
*Name der Redaktion bekannt