Nach nur fünf Jahren in der Schweiz
Eritreeischer Flüchtling (21) schliesst Lehre mit Bestnote ab

Vor fünf Jahren flüchtete Efrem Awel (21) aus Eritrea in die Schweiz. Voller Tatendrang lernte er die deutsche Sprache und absolvierte in einer Schwyzer Schreinerei eine Lehre. Der Lehrabschluss war diesen Sommer. Ein Blick auf seine Noten zeigt: Er war der Beste.
Publiziert: 19.07.2019 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2019 um 10:22 Uhr
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Flüchtling Efrem Awel (21) aus Eritrea mit seinem Lehrmeister Theo Schürpf (57).
Foto: zvg
Karin Frautschi

Efrem Awel (21) ist Schreiner aus Leidenschaft. Der Flüchtling aus Eritrea kam im Jahr 2014 in die Schweiz. Gut fünf Jahre später wohnt er im Kanton Schwyz, ist gut integriert und spricht fliessend Schweizerdeutsch. 

Über diese gute Leistung ist selbst sein Lehrmeister Theo Schürpf (57) erstaunt: «Wenn ich mir vorstelle, dass ich nach Eritrea gehen und dort eine neue Sprache lernen müsste – ich hätte das niemals so schnell geschafft.» 

Lehre mit Bestnote 5,4 abgeschlossen 

Im Rahmen des Integrationsangebotes von «Mitenand Schwyz» besuchte der Eritreer seit Anfang an den Deutschunterricht. Zusätzlich konnte er jeweils einen Tag pro Woche in der Schreinerei Schürpf arbeiten. «Jeden Donnerstag kam er zu uns und arbeitete fleissig mit», sagt der Lehrmeister zu BLICK.

Nach einem Jahr bot er dem 21-Jährigen eine Lehrstelle an. «Efrem Awel ist sehr anständig, ehrlich und zuverlässig. Mir ist egal, woher eine Person kommt, oder welche Hautfarbe sie hat. Sein Charakter ist super und genau das ist matchentscheidend.»

Ausgezeichnete Abschlussarbeit

Diesen Sommer schloss der Eritreer die zweijährige Lehre als Schreinerpraktiker ab – mit der Bestnote von 5,4. Auch seine Abschlussarbeit sei ausgezeichnet gewesen, schwärmt der Lehrmeister. Awel habe selbstständig einen Einbauschrank mit fünf Türen erstellt. 

Eigentlich könnte der Eritreer nun sogar die Lehre als Schreiner absolvieren, doch das möchte er nicht. Schürpf: «Trotz mehreren Überzeugungsversuchen wollte er nicht, deshalb akzeptiere ich das so. Er wird aber weiterhin bei uns in der Schreinerei arbeiten.»

In den vergangenen drei Jahren konnte der 21-Jährige viel von den anderen Mitarbeitern profitieren. Im Team sei er bestens integriert – an einem Firmenausflug habe er sogar Alphorn gespielt und Taler geschwungen.

«Diese Zeit war eine Bereicherung» 

Efrem Awel ist voller Tatendrang. Deshalb hat er auch die Autoprüfung bereits absolviert. Dies sei sehr wertvoll für die Schreinerei, sagt der Lehrmeister. Zwei von seinen Söhnen hätten Efrem dabei unterstützt und übten mit ihm mehrmals das Fahren. 

Theo Schürpf ist nicht nur der Inhaber der Schreinerei, sondern auch alt SVP-Kantonsrat. Vor allem deshalb sei es ihm ein Anliegen, dass die Gesellschaft nicht alle Flüchtlinge und Politiker in den selben Topf werfe. Gerade dieses Beispiel sei doch eine Bestätigung dafür, dass man auch als überzeugend rechts Politisierender durchaus sozial handeln könne. 

Er ist froh darüber, dass er dem 21-Jährigen ermöglicht hat, bei ihm zu arbeiten. «Ich gebe jeder Person eine Chance, solange sie anständig ist und sich unseren Gebräuchen anpasst. Efrem Awel ist ein super Typ. Die gemeinsame Zeit war für den ganzen Betrieb eine Bereicherung – und soll dies auch in Zukunft sein.»

Aktuell habe er zwar nicht vor, wieder einen Flüchtling aufzunehmen. Aber er fügt an: «Sag niemals nie!»

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