Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Das Drama bei den Revisionsarbeiten ist für die Titlis Bergbahnen der schwärzeste Tag in der Unternehmensgeschichte. 19 erfahrene Männer richteten am Mittwoch das Förderseil der Gondelbahn Engelberg-Trübsee, als es zum Unglück kommt.
Plötzlich peitschen Förder- und Entlastungsseil durch die Luft. Arbeiter Albert N.* (†58) trifft es so hart, dass er noch vor Ort stirbt. Doch trotz tragischen Verlusts gehen die Revisionsarbeiten bereits weiter. Dabei sind auch Männer, die den schrecklichen Unfall selbst miterlebten - sie arbeiten freiwillig. Hans Wicki, Verwaltungsratspräsident der Titlis Bergbahnen, dazu: «Weiterzumachen, ist ihr persönlicher Wunsch. Für sie ist es Teil des Verarbeitungsprozesses.»
Nicht jeder findet Kraft für den Einsatz
Neben ihnen gibt es andere Betroffene, denen die Kraft fehlt. «Auch das ist gut», betont Wicki. Jeder verarbeite das Geschehene auf seine Art. Wichtig ist ihm: «Dass sich Mitarbeiter, die Schwierigkeiten haben, melden.» Diese Hilfe wurde der Belegschaft schon am Abend nach dem Unfall angeboten. Erfreulich: Den beiden Schwerverletzten geht es mittlerweile besser - sie sind über den Berg.
Am Tag danach ist die Stimmung am Unfallort dennoch gespenstisch. Dichter Nebel liegt über der Baustelle, während 20 Männer konzentriert und still ihrer Arbeit nachgehen. Ihre Handgriffe sind eingespielt, gesprochen wird das Nötigste, keiner ist zum Scherzen aufgelegt. In Gedanken sind die Arbeiter bei ihrem verstorbenen Kollegen und dessen Familie. Nachdem die Spleissarbeiten durch sind, werden heute noch die nötigsten Sicherheitschecks durchgeführt. Läuft alles nach Plan, herrscht morgen schon wieder Normalbetrieb.
Bergbahnen kümmern sich besonders um die Angehörigen des Toten
Verwaltungsratspräsident Wicki ist in Gedanken besonders bei den Angehörigen: «Wir möchten die Familie des Verstorbenen unterstützen, etwa bei der Korrespondenz mit Behörden.» Das Unternehmen hat eine Ansprechperson abgestellt, die zu jeder Zeit für die Angehörigen da ist.
Weiter unklar ist, was zum Unglück führte. Der Unfallhergang ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft eröffnete eine Strafuntersuchung gegen unbekannt wegen fahrlässiger Tötung und mehrfacher fahrlässiger Körperverletzung. «Das bedeutet aber nicht, dass ein konkreter Verdacht punkto Unfallursache vorliegt», sagt Staatsanwalt Bernhard Schöni auf BLICK-Anfrage. Lenkrolle und Zugseil seien an einen externen Gutachter geliefert worden. Dieser wird klären, ob es Vorschäden am Material gab - oder ob doch menschliches Versagen zum Drama führte.
*Name geändert