«Ist doch nicht mein Problem»
16-Jähriger wehrt sich gegen SBB-Busse – und deckt Systemfehler auf

Ein Informatiklehrling wird im Zug gebüsst, obwohl er sein Zonenabo aktiviert hat. Das lässt er nicht auf sich sitzen.
Publiziert: 12.11.2025 um 20:02 Uhr
|
Aktualisiert: 12.11.2025 um 20:22 Uhr
Teilen
Schenken
Anhören
Kommentieren
Warum sind nicht alle Zonen aktiviert? Ein technischer Fehler, ist sich Benjamin Kunz sicher. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
nicole_muller_1.jpg
Nicole Müller
Beobachter

Benjamin Kunz steigt am 13. Oktober um 17.30 Uhr in Sursee in den Zug. Er will nach Hause fahren, nach Ebikon. Er muss gleich sein Billett vorweisen. Er habe kein gültiges, sagt der Kondukteur und stellt eine Busse über 100 Franken aus. Dabei hat der 16-Jährige sehr wohl ein Billett, ein sogenanntes FlexiAbo.

Im Voraus hat er für die Zonen zwischen Sursee und Ebikon bezahlt, für 100 Tage. Heute Morgen hat er den Reisetag aktiviert, über die Swisspass-Website. Bei der Zone 10 für Ebikon hat das geklappt, nicht aber für die zusätzlichen Zonen bis Sursee. 

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Technische Fehler beweisen – schwierig

Das will Kunz nicht auf sich sitzen lassen. Er hat am 1. August die Lehre angefangen als Informatiker EFZ, Fachrichtung Applikationsentwicklung, bei der Schindler Aufzüge AG. 

Er spricht am SBB-Schalter in Luzern vor, da verweist man ihn an eine Hotline. Die SBB-Mitarbeiterin sagt, er hätte den technischen Fehler selbst erkennen müssen. Trotzdem storniert sie die Busse, stellt aber 30 Franken Bearbeitungsgebühr in Rechnung. Für ihren Aufwand. 

Kunz wendet sich an den Beobachter: «Die Swisspass-Homepage hat offensichtlich einen Programmierungsfehler – das ist doch nicht mein Problem als Kunde», sagt Kunz. Da hat er recht – aber wie kann er den Fehler beweisen? Ohne stichhaltigen Beweis müssen Kunden eine Busse zahlen, wenn sie kein gültiges Billett haben. Auf Anfrage sagt man bei Alliance Swisspass auch zuerst, dass es keinen technischen Fehler gebe. 

In diesen Situationen drücke ich ein Auge zu
2:50
Eine Million Schwarzfahrer:SBB-Kontrolleur verrät, wann er grosszügig ist

Das Häkchen verschwindet wieder

Kunz gibt nicht auf. Das gleiche technische Problem tritt am 4. November wieder auf, und er macht ein Video von seinem Bildschirm. Wieder lässt sich das erste Abo für Zone 10 normal aktivieren, aber das zweite Abo macht Probleme – es gibt zwar ein Häkchen bei dem Tag, doch das verschwindet wieder. 

Dass Kunz zwei FlexiAbos hat, hängt mit seiner Lehre zusammen. Er hatte bereits ein FlexiAbo für die Zone 10. Als er die Lehre begann, bekam er wie alle Lernenden 600 Franken für ein ÖV-Abonnement. Er wollte die Zonen bis Sursee dazunehmen, aber das geht nicht, hiess es am Schalter. Also löste er ein zweites FlexiAbo.

Alliance Swisspass schreibt: «Das Video hat uns bei der technischen Spurensuche sehr geholfen.» Die Spezialisten hätten diesen Fall nicht auf dem Schirm gehabt und darum nicht programmiert. Das würden sie nun schnellstmöglich nachholen – es sollte noch im November umgesetzt sein. 

Zum Dank bekommt Benjamin Kunz eine Gutscheinkarte für den öffentlichen Verkehr im Wert von 50 Franken. Und die 30 Franken Umtriebsentschädigung sind storniert. «Ein Erfolg auf ganzer Linie», sagt Kunz.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen