Beim Brauch in der Altstadt von Sursee geht es darum, mit einem Dragonersäbel einer aufgehängten toten Gans den Hals zu durchtrennen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen: Die Klinge des Säbels ist stumpf und die Schlägerin oder der Schläger mit rotem Umhang und goldener Sonnenmaske sieht nichts.
Reto Burri aus Kaltbach war heuer beim fünften Hieb erfolgreich. Für die zweite Gans benötigte Sascha Friedli aus Mauensee dafür sieben Schläge, wie Andrea Stutz, Stadtschreiber-Stellvertreterin von Sursee auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Als Preis dürfen die beiden erfolgreichen Schläger die Martinsgans nach Hause nehmen.
86 Personen, darunter 83 Männer und drei Frauen, hatten sich für die Gansabhauet angemeldet, die dieses Jahr von rund 4500 Zuschauerinnen und Zuschauern vor dem Surseer Rathaus verfolgt wurde.
Beim Brauch darf jede und jeder nur einmal zuschlagen, danach ist die nächste Schlägerin oder der nächste Schläger an der Reihe. Vor dem Säbelstreich gibt es einen Schluck Wein, und die Person wird mehrmals um die eigene Achse gedreht.
Die Ursprünge der Gansabhauet liegen im Dunkeln. Es gibt Hinweise, dass der Brauch schon im Mittelalter bestand. Bräuche mit Gänsen waren am Martinstag einst in ganz Europa verbreitet. Dokumente belegen das Brauchtum in Sursee ab dem frühen 19. Jahrhundert.
Heute ist der Martinstag in der Altstadt ein Volksfest. Kinder können sich beim Stangenklettern ein Geschenk sichern, beim Sackgumpen duellieren oder sich beim Grimassenschneiden, dem sogenannten «Chäszänne», ein Stück Käse verdienen. Abgeschlossen wird der Tag mit einem Räbeliechtliumzug.