Es ist eine schier unglaubliche Geschichte: Eine Katze rennt über die Autobahn, wird mit voller Wucht von einem Wagen erfasst, zwölf Kilometer im Gitter der Stossstange mitgeschleift - und lebt!
«Wir hatten damals eigentlich nicht damit gerechnet, dass die Katze einen Aufprall bei Tempo 120 überlebt», sagt Polizeisprecher Urs Wigger. «Als wir später durch Zufall davon hörten, mussten wir dieses Glück natürlich kommunizieren.»
Lenkerin fuhr zwölf Kilometer mit der Katze
Der Unfall passierte am 8. Juli. Eine Autofahrerin ist kurz nach 23 Uhr bei der Ausfahrt Gisikon Richtung Luzern unterwegs. Da rennt plötzlich etwas über die Autobahn A14 und wird vom Peugeot erfasst. Die Lenkerin hat nichts gesehen, hört nur «ein dumpfes Geräusch». Sie denkt sich nicht viel dabei, fährt die restlichen zwölf Kilometer bis nach Hause.
In Luzern angekommen, entdeckt sie im Gitter über der Frontstossstange das Hinterteil und die Beine einer Katze. Doch sie ist nicht etwa tot - sie lebt! Weil die Lenkerin sieht, dass das Tier kopfvoran eingeklemmt ist, alarmiert sie sofort die Polizei. Aber die Beamten schaffen es nicht, die Katze zu befreien. Sie bieten eine Tierärztin auf.
Katze muss viermal operiert werden
Diese betäubt die Katze und kann sie danach befreien. Es ist ein Kater, ungechipt. Er kommt schwer verletzt in die Tierklinik Obergrund in Luzern. «Er hatte Verletzungen am Kopf, vor allem die Ohren und die Kopfhaut waren wegen des heissen Motors verbrannt», sagt Inhaber Martin Keiser (46). Zudem hat der Kater ein Wadenbein gebrochen und ein Sprunggelenk ausgerenkt. Er sei «recht stabil» gewesen, man habe aber anfangs nicht gewusst, wie es um die inneren Verletzungen stehe.
«Drei oder vier Mal haben wir den Kater operiert», sagt Nico Kipfer (38). Der Tierarzt aus Egg bei Zürich operiert zwei Mal in der Woche in Luzern.
Ärzte gaben ihr den Namen Quasimodo
In den darauffolgenden Wochen kümmert sich ein ganzes Team um den Kater. «Ausser, dass seine Ohren nicht mehr so gut aussehen, ist er inzwischen wieder fit», sagt Tierklinik-Leiter Keiser. Er kann es selbst noch nicht richtig glauben: «Dass eine Katze einen solchen Aufprall überlebt, ist ein Wunder. Von so einem Glück habe ich in meiner langjährigen Zeit als Tierarzt noch nie gehört.»
Weil die etwa dreijährige Katze nicht gechipt war und bisher von niemandem als vermisst gemeldet wurde, hat die Tierklinik sie nun zur «Klinikkatze» ernannt und ihr den Namen Quasimodo gegeben - in Ahnlehnung an den ebenfalls missgebildeten Glöckner der Kathedrale von Notre Dame. Keiser: «Für uns ist er einfach nur der Quasi.» Glück gehabt - quasi!