Dem Zuger Wirt Thomas Brändle ist die Zertifikatspflicht ein Dorn im Auge. Noch mehr stören ihn aber die Polizisten, die deren Umsetzung in seinem Café Brändle in Unterägeri ZG kontrollieren. Der Wirt hat darum fünf Polizisten angezeigt. Und zwar wegen Hausfriedensbruch, Nötigung und Amtsmissbrauch.
Er wirft den Polizisten vor, dass sie ohne Durchsuchungsbeschluss sein Café betreten und im Zuge der Kontrolle auch mehrere Gäste belästigt hätten. Zu allem Überfluss hätten die Kunden ohne gültiges Zertifikat das Geschäft verlassen müssen.
Dass Wirte Polizisten nach der Kontrolle anzeigen, scheint eine Ausnahme zu sein. Von weiteren solchen Vorfällen hat die Zuger Polizei keine Kenntnis, wie Sprecherin Judith Aklin auf Blick-Anfrage sagt.
Wirte halten sich an die Corona-Regeln
Auch bei den Polizeikorps in Luzern, Zürich und Bern wurde bisher kein Polizist nach einer Zertifikatspflicht-Kontrolle angezeigt. Generell würden sich die meisten Wirte auch an die Corona-Regeln halten, betonen die Polizeien.
Doch welche Erfolgschancen hat Thomas Brändle überhaupt mit seiner Anzeige? Eine Bewertung möchten die Polizeisprecher nicht abgeben. Denn die Beurteilung liegt am Ende bei der Staatsanwaltschaft. Auf Blick-Anfrage heisst es bei der Zuger Staatsanwaltschaft, das Verfahren sei noch in Bearbeitung. Aus diesem Grund könne man zum Fall derzeit nicht mehr sagen.
Nur so viel: «Für Kontrollen brauchen Polizisten keinen Durchsuchungsbeschluss», sagt Judith Aklin. Auch den Vorwurf von Brändle, dass sich die Polizisten nicht ausgewiesen hätten, lässt die Sprecherin nicht gelten. «Die Polizisten müssen sich nicht ausweisen. Ihre Uniform ist Legitimation genug. Ausserdem stellen sie sich mit dem Namen vor und dieser ist auch auf der Uniform zu lesen.»
Er hat einen Termin mit dem Zuger Sicherheitsdirektor
Auch der Sprecher der Luzerner Polizei, Christian Bertschi, betont gegenüber Blick, dass die Betreiber «den zuständigen kantonalen Behörden den Zutritt zu den Einrichtungen, Betrieben und Veranstaltungen gewähren müssen». So stehe es in der Covid-19-Verordnung zur besonderen Lage. Die Kontrollen dürften ausserdem «weder verhindert noch erschwert werden.»
Was sich Thomas Brändle selbst von der Anzeige erhofft, ist unklar. Er liess eine Blick-Anfrage unbeantwortet.
Möglicherweise löst sich die Angelegenheit aber auch vorher. Der Café-Betreiber hat einen Termin für ein Gespräch mit dem Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger vereinbart. Wann das Treffen stattfinden wird, ist nicht bekannt.