Stolz schüttelt er SVP-Parteipräsident Toni Brunner (38) die Hand, lächelt mit dem Nationalrat in die Kamera. 2011 wird Julien H.* (25) zum Präsidenten der frisch gegründeten Jungen SVP Obwalden gewählt.
Doch jetzt tritt für Julien H. die Politik in den Hintergrund. «Er braucht eine Auszeit», so seine Schwester. «Es geht ihm psychisch sehr schlecht.» Am Freitag verursachte der JSVP-Präsident frühmorgens einen Horror-Crash, wie die «Neue Luzerner Zeitung» berichtet. Ein Schreiner (43) aus dem Kanton Bern starb.
Julien H. kann nicht mehr bremsen
Es ist 3.30 Uhr, als der Berner auf der A8 bei Alpnach OW von der Fahrbahn abkommt, in ein Verkehrsschild prallt. Der graue Honda bleibt quer auf dem Pannenstreifen stehen. Der Fahrer eines weissen Lieferwagens kommt hinzu, will helfen. Er hält auf der Strasse.
Als er das Pannendreieck aufstellen will, kommt der Jungpolitiker angefahren. Julien H. kann offenbar nicht mehr bremsen und versucht, rechts über den Pannenstreifen auszuweichen.
Doch da steht der Honda. Mit voller Wucht prallt Julien H. mit seinem schwarzen Renault frontal in das stehende Auto. Den Berner, der nach seinem Selbstunfall ausgestiegen war, trifft er tödlich. Der Helfer kommt mit viel Glück unverletzt davon.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Julien H. wird nur leicht verletzt, kann das Spital schnell wieder verlassen. Seinen Führerschein musste er auf der Stelle abgeben und sich einem Bluttest unterziehen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung.
Der Obwaldner SVP-Parteipräsident Albert Sigrist (55) ist bestürzt über die Nachricht, dass sein Parteikollege den Unfall verursacht hat. «Ich kenne Julien als vorsichtigen Menschen. Er ist auch immer langsam und anständig gefahren», sagt Kantonsrat Sigrist. «Deshalb bin ich doppelt geschockt.» Er fühlt auch mit den Angehörigen des Opfers mit. «Mein einziger Bruder ist auch bei einem Autounfall gestorben. Sofort kamen bei mir die schlimmen Bilder wieder hoch.»
Auch Daniel Wyler (54), Fraktionspräsident der SVP im Obwaldner Kantonsrat, ist fassungslos. H. habe auf ihn immer sehr «besonnen und beherrscht gewirkt». Selbst wenn man ihn provoziert habe, sei er ruhig geblieben. Wyler ist überzeugt: «Er ist sicher kein Raser oder Rowdy.»
H. will zum Unfall nicht Stellung nehmen.