Gerlibach-Drama: Eltern von Baby Nils († 6 Monate) entsetzt über milden Straf-Antrag
14 Monate bedingt für zwei tote Kinder
Das Drama vom Gerlibach: Vor anderthalb Jahren starben der kleine Nils (6 Monate) und die elfjährige Jessica in seinen Fluten. Jetzt endlich hat der Nidwaldner Oberstaatsanwalt André Wolf den Strafantrag gestellt.
Publiziert: 10.01.2011 um 14:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:55 Uhr
Nils’ Vater (l.) und Grossvater suchten im Sommer 2009 nach den beiden Kindern.
Foto: Philippe Rossier
Auf der Anklagebank sitzt Esther S.* (44), die Mutter von Jessica. Die IV-Rentnerin hatte zu dem Zeitpunkt des Unfalls die Aufsichtspflicht über Nils, seine vierjährige Schwester Rahel und die eigene Tochter. Wolf fordert laut «NZZ am Sonntag» 14 Monate Haft bedingt wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht.
Erstaunlich mild Das Grauen, das zwei Kinderleben kostete. Das findet auch Nils’ Mami Michaela S.* (27), als sie gestern Morgen mit BLICK spricht. «Ich hab das noch gar nicht gewusst», sagt die vierfache Mutter geschockt. «Das kann doch nicht wahr sein. Nur etwas mehr als ein Jahr für zwei Kinderleben?» Dann bricht sie in Tränen aus.
Juli 2009. Michaela S. und ihr Mann Alfred C.* (45) vertrauen der Internetbekanntschaft Esther S. ihre beiden Kinder Nils und Rahel an. S. nimmt die Geschwister und ihre eigene Tochter Jessica, die nur jedes zweite Wochenende bei ihr sein darf, mit nach Luzern. Am frühen Abend will Esther S. noch einen Freund treffen .
Als die drei Kinder kurz vor 20 Uhr in Grafenort OW aus dem Zug steigen, werden sie von einem Unwetter überrascht. Es giesst in Strömen. Um nach Hause zu kommen, müssen sie den Gerlibach überqueren – der zu einem reissenden Fluss angeschwollen ist.
Die Fluten reissen Jessica und Nils, der im Kinderwagen liegt, weg. Vor Rahels Augen.
, in die der Gerlibach mündet.
Bis heute wurde Nils’ Leiche nicht geborgen. Für seine Eltern ist das nur schwer zu ertragen. Michaela S. und ihr Mann gehen als Privatkläger gegen ihre ehemalige Bekannte vor. «Doch das bringt uns unseren Nils auch nicht zurück», sagt die Mutter. «Wir leiden unter dem Verlust unseres kleinen Sonnenscheins. Jeden Tag. Wir vermissen Nils so schrecklich. Unser Leben wird nie wieder so sein, wie es einmal war.»
*Namen der Redaktiom bekannt
Der Fall Bach reisst Wagen mit
Am 17. Juli 2009 passiert das schreckliche Unglück. Michaela S. und Alfred C. haben ihr Baby Nils (6 Monate) und ihre vierjährige Tochter Rahel der IV-Rentnerin Esther S. anvertraut. Nach einem Ausflug in Luzern schickt Esther ihre Tochter Jessica (11) mit den zwei Ferienkindern Rahel und Nils nach Hause. Allein, mit dem Zug. In Grafenort OW nehmen die drei Kinder einen unwegsamen Weg. Um ans andere Ufer des Gerlibachs zu gelangen, müssen sie eine Furt überqueren. Durch ein Unwetter ist der Bach aber zum reissenden Strom angeschwollen. Jessica versucht, Nils im Kinderwagen ans andere Ufer zu bringen. Doch sie kann den Wassermassen nicht standhalten. Die Elfjährige und das Baby werden mitgerissen. Nur Rahel (4) überlebt.
Am 17. Juli 2009 passiert das schreckliche Unglück. Michaela S. und Alfred C. haben ihr Baby Nils (6 Monate) und ihre vierjährige Tochter Rahel der IV-Rentnerin Esther S. anvertraut. Nach einem Ausflug in Luzern schickt Esther ihre Tochter Jessica (11) mit den zwei Ferienkindern Rahel und Nils nach Hause. Allein, mit dem Zug. In Grafenort OW nehmen die drei Kinder einen unwegsamen Weg. Um ans andere Ufer des Gerlibachs zu gelangen, müssen sie eine Furt überqueren. Durch ein Unwetter ist der Bach aber zum reissenden Strom angeschwollen. Jessica versucht, Nils im Kinderwagen ans andere Ufer zu bringen. Doch sie kann den Wassermassen nicht standhalten. Die Elfjährige und das Baby werden mitgerissen. Nur Rahel (4) überlebt.