Flurin (24) aus Ibach SZ verunglückte nach der Chilbi
Träume sterben jung

Ehrensache, an der Schwyzer Chilbi zu feiern. Fussballer Flurin nahm das Velo, um jederzeit nach Brunnen heimzukommen.
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Von Adrian Schulthess

Fussgänger finden Flurin M.* (24) am Sonntagmorgen. Sein Velo liegt herrenlos auf der Strasse, mitten in Ibach SZ. Das macht die Vorbeigehenden stutzig, sie schauen sich um und sehen den Polymechaniker unten im Tobelbach liegen – er ist bewusstlos.

Flurin hat lebensgefährliche Schädelverletzungen, stellen die herbeigerufenen Sanitäter fest. Er kommt erst ins Spital Schwyz, ein paar Stunden später unter Narkose ins Universitätsspital nach Zürich.

Dort können ihn seine Eltern erstmals besuchen. Sie haben sofort ihre Ferien abgebrochen, um ihrem verunfallten Sohn beizustehen. Im familieneigenen Metallverarbeitungsbetrieb hatte Flurin seine Lehre gemacht.

Vor der Heimfahrt nach Brunnen SZ am frühen 10. Oktober hat Flurin die Nacht im 5 Kilometer entfernten Schwyz verbracht. Es ist Kantonschilbi – Ehrensache, dass ein Fussballer wie Flurin mitfeiert.

Er habe nur drei Biere gehabt, erzählen Freunde später. Er sei nicht stark betrunken gewesen, als er sich mit dem Velo auf den Heimweg gemacht habe.

Wie sich der Unfall genau abspielte, ist unklar: Flurin kommt nicht mehr zu Bewusstsein, kann keine Auskunft geben über seine unglückliche Chilbi-Heimfahrt. Er muss auf der abschüssigen Schützenstrasse die Kontrolle über sein Velo verloren haben, erst in eine Leitplanke, dann in einen Kandelaber geknallt und schliesslich neben der Strasse 1,7 Meter in die Tiefe gestürzt sein. Stundenlang liegt er im Tobelbach-Kanal, bis ihn Fussgänger um 6.45 Uhr finden.

«Sein Tod ist so traurig», sagt Othmar Lüönd. «Er hatte doch noch so viel vor.» Lüönd, der Flurin letzte Saison in der 2. Mannschaft des FC Brunnen trainierte, beschreibt den Stürmer als «einen, der das Leben genoss, er war ein richtiger Lebensmensch. Ein ganz einfacher Mensch, und gerade deshalb so sympathisch».

Die Sommer verbringt Flurin auf dem Fussballplatz, die Winter am liebsten auf dem Snowboard: Stolz präsentiert er auf Facebook Ferienfotos, die ihn in einem neuseeländischen Snowboardpark zeigen.

Bis am letzten Samstag liegt Flurin im Zürcher Unispital im Koma. Drei Wochen nach dem Unfall fällen seine Eltern die wohl schwerste Entscheidung ihres Lebens: Sie lassen die Maschinen stoppen, die ihren Sohn künstlich am Leben erhalten.

* Name der Redaktion bekannt

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