Familie des Amok-Schützen von Menznau behauptet
«Jemand hat Viktor erschossen!»

Vor der Tat bekam Viktor B.* († 42) einen Anruf von seinem Chef. Dies behauptete er zumindest. Seine Familie geht von einer Kurzschlussreaktion aus.
Publiziert: 04.03.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:17 Uhr
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Der Amokschütze Viktor B. († 42).
Foto: ZVG
Von Antonia Sell, Patrik Berger und Céline Trachsel

Was sich wirklich in der Kantine von Kronospan in Menznau LU abspielte, wissen nur wenige. Für die Familie des Amokschützen ist jetzt zumindest der Ausgang des Dramas klar. «Jemand hat Viktor erschossen – von hinten!», sagt ein Cousin seiner Frau. «Wir haben den Leichnam von Viktor am Freitag in Zürich gesehen, bevor sie ihn in den Kosovo geflogen haben.»

Viktor B.* († 42) richtete am  Mittwochmorgen in der Holzverarbeitungsfirma ein Blutbad an. Der Maschinenführer aus Willisau LU kam an seinem freien Tag mit einer Pistole. Zur Znünipause. Plötzlich schiesst er, tötet Kantinenmitarbeiterin Christina N.* († 43) und Kranzschwinger Benno Studer († 26). Im Spital erliegt auch Thomas M.* († 44) seinen Verletzungen. Sechs weitere Mitarbeiter werden in der Kantine angeschossen (BLICK berichtete).

«Von hinten erschossen»

«Die Polizei hat gesagt, dass sich Viktor nicht selbst erschossen habe», erzählt der Cousin. «Er wurde in den Hinterkopf getroffen. Dort gibt es ein Ein- und ein Ausschussloch.»

Viktor B. wurde gestern in seinem Heimatdorf im kosovarischen Nec beerdigt. Für die Verwandten des Amokschützen ist schwer zu verstehen, warum der dreifache Familienvater zum grausamen Killer wurde.

«Viktor hatte seit längerem Probleme in der Firma, das wussten wir», sagt der Cousin. «Er war dort eine Aussenseiter. Aber anstatt über seine Probleme zu reden, hat er sie in sich hin­eingefressen.»

Am Morgen des Amoklaufs hatte Viktor B. um 8.30 Uhr ­einen Arzttermin. «Viktor ist Allergiker. Deswegen hatte er auch oft rot unterlaufene Augen. An dem Morgen wollte er sich wie jedes Jahr gegen Heuschnupfen impfen lassen», erklärt das Familienmitglied. Doch Viktor B. erscheint nicht beim Arzt.

Anruf vom Chef vor der Bluttat?

«Seine Frau sagte uns, dass er, als er die Kinder in die Schule fuhr, einen Anruf von seinem Arbeitgeber bekam. Er solle zu einem Gespräch ins Büro kommen», sagt der Cousin.

Musste Viktor B. tatsächlich vor seinem Chef antraben? Oder hat er das nur erfunden, als Vorwand, damit seine Frau keinen Verdacht schöpft?

«Das, was dann passiert ist, muss eine Kurzschlussreaktion gewesen sein», vermutet der Verwandte. «Viktor ist kein aggressiver Mensch. Für ihn waren seine Kinder sein ganzer Stolz. Wir können uns alle nicht vorstellen, wieso er das gemacht hat.»

Seine Familie will Viktor B. so in Erinnerung behalten, wie sie ihn vor dem Amoklauf kannte. «Er war immer gut drauf. Fröhlich und hilfsbereit», sagt der Cousin.

Viktor B. habe zwar einen Waffenschein gehabt, ein Waffennarr sei er aber nicht gewesen. «Trotz allem ist eine derartige Tat natürlich nicht zu entschuldigen», sagt der Cousin. «Das Leid, das Viktor über die Familien der Opfer gebracht hat, tut uns unglaublich leid.»

* Namen der Redaktion bekannt

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