Der Tipp kam aus Hamburg. Es gebe Hinweise, dass im Raum Zug im grossen Stil Drogen gehandelt würden, teilten die deutschen Beamten den Zuger Strafvollzugsbehörden Ende 2012 mit.
Er war der Startschuss für das grösste Betäubungsmittelverfahren, das die Zuger Behörden je geführt haben. Unter dem Namen «Aktion Hamburg» ermittelte eine Sonderkommission zusammen mit Beamten aus anderen Kantonen, dem Grenzwachtkorps und der Bundeskriminalpolizei. Personen wurden observiert, Geräte abgehört, Häuser und Autos durchsucht.
Mehrere Millionen Franken wert
Heute stellten Polizei und Staatsanwaltschaft das Ergebnis der umfrangreichen Ermittlungen vor. Insgesamt 15 mutmassliche Drogenhändler wurden verhaftet und 55 Kilo Heroin sichergestellt. Mit einem Reinheitsgrad von 40 bis 60 Prozent sei es viel reiner als das Material, das sonst in der Schweiz gehandelt werde, sagte Thomas Armbruster, Chef der Kriminalpolizei. «Gestreckt hätte es rund zehn Millionen Franken einbringen können.»
Zudem beschlagnahmten die Polizisten bei insgesamt 20 Hausdurchsuchungen nebst den Waffen mehrere Zehntausend Franken, 12 Autos, Waffen und Munition. Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen befinde sich inzwischen wohl aber in der Türkei, sagte Armbruster. «Da ranzukommen, wird schwierig werden.»
Schmuggler sind hoch verschuldet
Bestimmt war das Heroin für den gesamten Schweizer Markt, glauben die Behörden. Bei den Drogenkuriere handelt es sich mehrheitlich um Türken sowie um Schweizer mit türkischen Wurzeln. Sie waren arbeitslos, einige in der Gastro- oder Baubranche tätig. «Sehr viele von ihnen haben sehr hohe Schulden» sagt Armbruster.
Die Drogenhändler schmuggelten den Stoff im Auto von ihrer Heimat über Griechenland und Italien nach Zug. «Sie gingen teilweise äusserst unverfroren vor», sagte der Kripo-Chef. «Ein Mann schmuggelte kiloweise Heroin in einem Koffer.» Andere handelten vorsichtiger und verbauten die Drogen aufwändig in Fahrzeugen. «In einem Fall brauchte der Grenzwachtkorps fünf Stunden, um an das Heroin zu gelangen.» Die Drogenhändler nutzten ihre Ferien, um das Heroin zu schmuggeln. «Zur Tarnung nahmen sie Frauen und Kinder mit, die nichts von den Drogen wussten», erzählte Armbruster. «Eine perfekte Tarnung.»
Es drohen über zehn Jahre Haft
Dennoch gingen der Polizei die professionellen Dealer nach monatelangen Untersuchungen ins Netz. Sechs der Beschuldigten sitzen zurzeit in U-Haft, vier Männer befinden sich in vorgezogenem Strafvollzug. Nicht alle von ihnen sind geständig.
Die drei dicksten Fische der Truppe müssen laut der Staatsanwaltschaft teilweise mit Strafanträgen von über zehn Jahren Haft rechnen. Ausserdem hat die Staatsanwaltschaft angekündigt, vor dem Gericht zu beantragen, dass die beschlagnahmten Gelder eingezogen werden. «Sie würden dann zu Zuger Staatsvermögen», sagte der Leitende Staatsanwalt Christoph Winkler.