Als Joachim M.* (43) das erste Mal die Wohnung von Millionärin Linda S.* (54) in Zug betritt, kommt er beruflich. Als Fenstermonteur. Die renommierte Firma 4B aus Hochdorf LU hat ihm den Auftrag gegeben.
Linda S. kann nicht wissen, wen sie da in ihr Haus lässt. Der Gewohnheitsverbrecher hat alle Zeit der Welt, die Wohnung der reichen Frau auszuspionieren.
Mitte Februar 2009 kehrt Joachim M. in das Penthouse am Zuger Eschenring zurück. Diesmal nicht mehr als Fenstermonteur, sondern als Einbrecher. Er trifft auf die Multimillionärin Linda S. und ihre philippinische Bekannte (36). Joachim M. fesselt die beiden Frauen, erdrosselt sie und zündet die Wohnung an. Der Einbrecher nimmt teure Schmuckstücke, Bargeld und zwei Kreditkarten mit (im BLICK).
Dank einer der Karten kommen die Schweizer Fahnder dem Täter auf die Schliche. Am Wochenende des 7./8. März bezahlt ein Türke (32) in Hamburg eine Tankfüllung für seinen BMW mit der Kreditkarte der Ermordeten – über das Autokennzeichen kommt die Polizei auf seine Spur. Er sagt aus, er habe die Karte von einem Landsmann (39).
Dieser 39-Jährige erzählt den Beamten, er habe die Kreditkarte von Joachim M., den er aus dem Knast kennt. Am 5. März hat der Zuger Doppelmörder ihm die Karte in Hamburg übergeben, um alte Schulden zu begleichen.
Joachim M. ist Auslandschweizer, aufgewachsen in Hamburg. Seit über 25 Jahren ist er der deutschen Polizei bestens bekannt. Ein Gewohnheitsverbrecher, der insgesamt rund 13 Jahre im Knast sass (siehe Spalte rechts). Mit Einbrüchen und Überfällen finanzierte der Kokainabhängige seine Sucht.
Joachim M. ist auch heute noch süchtig. Brach er auch bei Linda S. ein, um an Geld zu kommen? Der Verdacht liegt nahe.
Aber warum mussten Linda S. und ihre philippinische Bekannte in Zug sterben?
Die Verbrechen in Deutschland beging Joachim M. immer maskiert. Hat Linda S. ihren Fenstermonteur erkannt?
Sicher scheint: Die beiden Frauen könnten noch leben, wenn sich in der Schweiz jemand für das Vorleben des im März 2005 schon zum zweiten Mal aus Deutschland abgeschobenen Verbrechers interessiert hätte.
Joachim M. zieht also 2005 nach Emmenbrücke LU, wohnt dort mit seiner Frau Anke und seinen zwei Söhnen. Die Fensterfirma 4B gibt ihm einen Job als Monteur. Das Unternehmen sieht keine Veranlassung, sich über den Leumund oder das Vorstrafenregister des neuen Mitarbeiters zu informieren (siehe Box unten). Obwohl er als Fenstermonteur natürlich Zutritt zu sensiblen Bereichen fremder, womöglich wohlhabender Menschen erhält.
So wird aus dem notorischen Verbrecher, dessen Spezialität bewaffnete Wohnungs-Überfälle sind, ein scheinbar braver Fenstermonteur.
In Emmenbrücke tischt Familie M. den Nachbarn eine Lügengeschichte nach der anderen auf. Die Ehefrau erzählt, dass sie in Hamburg in ihrer Wohnung vergewaltigt worden sei. Sie zeigt sogar einen Zeitungsausschnitt herum. Der Täter verfolge sie immer noch. Deshalb müsse sie sich verstecken, erzählt sie einer Nachbarin.
Joachim M. und seine Familie führen in der Schweiz einen aufwendigen Lebensstil. Das fällt auf.
«Ich wunderte mich immer, woher die Familie das Geld für ihre Autos nahm. Innert zwei Jahren hatten sie drei Occasion-Autos gekauft. Einen Mercedes und zwei SUV», erzählt die Frau, bei der die Ehefrau des Zuger Doppelmörders als Putzfrau arbeitete.
Vor neun Monaten verlässt Joachim M. Frau und die Kinder – für seine Geliebte, Franziska E.* (35) aus Kriens LU. Wenig später ist die verurteilte Kokain-Schmugglerin schwanger.
Am 23. April durchsucht die Polizei die Wohnung von Franziska E. in Kriens, verhaftet Joachim M. und zunächst auch die Geliebte.
So wäre es für den Arbeitgeber ein Leichtes gewesen, festzustellen, dass er einen vorbestraften Wohnungseinbrecher zur Fenstermontage ins Penthouse der Millionärin Linda S.*(54) schickte.
Nur: Als sich Joachim M. um die Stelle beim renommierten Hochdorfer Baukonzern 4B bewarb, musste er keinen Strafregisterauszug vorlegen. «Wenn wir eine Bank wären, würden wir das machen. Doch in unserer Branche ist das absolut nicht üblich», sagt Mark Bachmann, Geschäftsführer von 4B.
Ein fataler Fehler. BLICK weiss: Die Polizei überprüft jetzt auch weitere ungeklärte Wohnungseinbrüche. Und ob Joachim M. da die Fenster montierte.
*Namen der Redaktion bekannt
So wäre es für den Arbeitgeber ein Leichtes gewesen, festzustellen, dass er einen vorbestraften Wohnungseinbrecher zur Fenstermontage ins Penthouse der Millionärin Linda S.*(54) schickte.
Nur: Als sich Joachim M. um die Stelle beim renommierten Hochdorfer Baukonzern 4B bewarb, musste er keinen Strafregisterauszug vorlegen. «Wenn wir eine Bank wären, würden wir das machen. Doch in unserer Branche ist das absolut nicht üblich», sagt Mark Bachmann, Geschäftsführer von 4B.
Ein fataler Fehler. BLICK weiss: Die Polizei überprüft jetzt auch weitere ungeklärte Wohnungseinbrüche. Und ob Joachim M. da die Fenster montierte.
*Namen der Redaktion bekannt