Der reichste Kanton der Schweiz streicht Geld für Tierfund-Meldestelle
«Das ist eine Schande»

Der Tierschutzverein Zug kümmert sich seit Jahren um Findeltiere. Sie werden registriert, aufgepäppelt und vermittelt. Doch nun droht das Ende. Offensichtlich hat der Kanton die jährlichen 21'600 Franken für die Streuner nicht mehr übrig.
Publiziert: 05.04.2018 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:55 Uhr
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Anian Heierli

Selbst das superreiche Zug schnallt den Gürtel enger. Höhere Ausgaben im Nationalen Finanzausgleich (NFA) und im Sozial- und Gesundheitsbereich haben ein Defizit verursacht. Nun soll das Sparprojekt «Finanzen 2019» die Rechnung richten. Konkret will man 92 Millionen Franken einsparen. Auch kleinsten Posten geht es an den Kragen – wie der Tierfundstelle Zug, der 21'600 Franken gestrichen werden.

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Die Tierschützer Angela Roth (19), Robert Gottschalk (58) und Tanja Steiner (24) verstehen nicht, dass der Kanton Zug das Geld für die Tiermelde-Zentrale streicht.
Foto: ANIAN HEIERLI

Die Auswirkungen des Sparhammers sind immens. «Uns fehlt das Geld in der Kasse», sagt der Präsident des Tierschutzvereins Zug (TSV), Robert Gottschalk (58), zu BLICK. «Momentan können wir unseren Betrieb unverändert aufrechterhalten. Doch wie die Zukunft aussieht, wissen wir nicht!»

Herrenlose Tiere fanden Zuflucht

Seit 2004 führt der TSV Zug für den Kanton die Tierfund-Meldestelle. Streunende Hunde, herrenlose Katzen oder entwischte Hamster und Heimvögel werden dem Verein mitgeteilt. Dieser protokolliert sämtliche Daten und kümmert sich um die Ausreisser und Waisen. «Wir nehmen sie in unserem Tierheim in Allenwinden ZG auf, suchen den Besitzer oder vermitteln sie weiter», sagt Gottschalk.

Doch was passiert ab 2019 im Kanton Zug mit Findeltieren? Das Gesetz schreibt nur das Melden und Registrieren vor. Niemand ist verpflichtet, eine streunende Katze zum Tierarzt oder ins Heim zu bringen. Gottschalk ist dennoch optimistisch: «Wir werden unsere Dienstleistung weiterführen.» Doch er macht keinen Hehl aus der schwierigen Finanzsituation: «21'600 Franken sind rund zehn Prozent des jährlichen Vereinseinkommens.» Er doppelt nach: «Wir bieten die einzige Tierpfleger-Lehrstelle in Zug an, die uns rund 25'000 Franken kostet.»

Gottschalk spricht deutliche Worte: «Aus finanzpolitischer Sicht kann ich den Kanton verstehen. Aber als Tierfreund empfinde ich es als Schande. Für Zug mit seinen multinationalen Konzernen und den vielen reichen Einwohnern ist das ein Armutszeugnis.»

Kanton sieht auch nach Kürzungen «gesetzlichen Auftrag erfüllt»

Die Generalsekretärin der Zuger Gesundheitsdirektion, Beatrice Gross, bestätigt die fristgerechte Kündigung der Leistungsvereinbarung mit dem Tierschutzverein. Sie versichert aber, dass es in Zug weiter eine Meldestelle gibt: «Der Kanton wird auch in Zukunft seinen gesetzlichen Auftrag erfüllen.» Aktuell verhandelt man mit der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) und plant, deren Angebot in Anspruch zu nehmen. 

BLICK wollte wissen, ob daraus Qualitätsabbau resultiert? «Wie gesetzlich vorgegeben, beinhaltet das neue Angebot das Führen einer Meldestelle für Findeltiere», so Gross. «Bei Bedarf informiert die STMZ den Finder über die Möglichkeiten zur Unterbringung und stellt allenfalls einen Helfer.» Das Angebot habe sich in anderen Kantonen bewährt. Gross stellt klar: «Bislang finanzierte der Kanton Zug, über seine gesetzlichen Aufgaben hinaus, die Aufnahme im Tierheim Allenwinden.» 

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