Karl B. (77) weiss, dass er einen Fehler gemacht hat. «Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das sofort tun», sagt der Rentner. Er ist der Katzenkiller aus Obwalden, der Ende November ein Büsi angeschossen und so schwer verletzt hatte, dass es eingeschläfert werden musste.
«Ich bin kein Tierquäler», möchte Karl B. klarstellen. Er habe früher selber Katzen gehabt. «Ich wollte nur meine Ruhe und habe die Kontrolle verloren.»
Er leidet schon seit Jahren unter den streunenden Katzen in der Nachbarschaft. «Die Tiere verkoten meine Liegenschaft. Es stinkt fürchterlich», sagt er. Was er beim Einzug in das Einfamilienhaus am Sarnersee nicht wusste: Sein Nachbar ist Katzennarr, hat vier Hauskatzen und kümmert sich um etwa acht wilde Katzen, die er draussen füttert.
Die Katzen verkoten die Hauswand!
Eine Plage für Karl B.: «Die vielen Katzen machen in unseren Garten, auf den Vorplatz, in die Blumentöpfe und sie verkoten unsere Hauswand.» Er habe den Nachbarn mehrmals gebeten, keine Futternäpfe vor das Haus zu stellen. Es half nichts. «Es kommen Katzen aus dem ganzen Quartier. Ich zählte schon 17 Tiere.» Versuche mit einem Elektrozaun scheiterten: «Die Tiere liessen sich davon nicht abschrecken.»
Vor zwei Wochen dann eskaliert die Situation. Karl B. ertappt ein schwarz-weisses Büsi in flagranti in seiner Garage. «Die Katze wollte gerade meine Hauswand verkoten. Da bin ich durchgedreht.» B. holt sein Kleinkaliber-Gewehr und schiesst. Einmal. Mehr Munition hat er nicht. Doch er trifft nicht richtig. Schwer verletzt rennt das Büsi davon. «Ich wollte die Katze töten», gibt er zu, «aber dass sie leiden muss, war wirklich nicht meine Absicht. Das tut mir so leid. In dem Moment sah ich nur noch rot.»
Der Nachbar mit den vielen Katzen möchte anonym bleiben. Er brachte das verletzte, namenlose Büsi zum Tierarzt. Es war nicht mehr zu retten. «Es brach mir fast das Herz», sagt er. «Meine Trauer und meine Wut sind grenzenlos.» Die Polizei hat ein Verfahren gegen Karl B. eingeleitet. Wegen Tierquälerei und wegen Widerhandlungen gegen das Waffengesetz. Die Tatwaffe sowie fünf andere alte Gewehre hat Karl B. freiwillig der Polizei zur Entsorgung übergeben. Immerhin, seit dem Vorfall hat der Rentner seine Ruhe: «Bisher hat sich tatsächlich keine Katze mehr ans Haus gewagt.»