16 Küken: Die Gänsesäger-Mama hat dieses Jahr ganze Arbeit geleistet. Gerda, so nennen wir mal die tapfere Mutter, hat ihre Eier wohl in irgendeinem Loch der Luzerner Museggmauer ausgebrütet. In der Regel legen Gänsesäger-Mamis 7 bis 14 Eier. Nach etwa fünf Wochen schlüpfen die Kleinen und lassen sich, ihrer Mutter folgend, über mehrere Meter auf den Boden plumpsen. Ihre Stummelflügelchen dienen als Fallschirme.
Fledermaus-Expertin hilft
Und hier beginnt die Geschichte der Gänsesäger-Grossfamilie aus Luzern. Ruth Ehrenbold (66) hatte die Entenvögel per Zufall auf der Weide beim Schirmerturm hinter der Museggmauer entdeckt. Für die ehemalige Luzerner Fledermausbeauftragte war klar: Hier muss ich helfen!
Spontan sprangen sie und ihr Mann Victor (67) als Bodyguard ein. Andere Passanten unterstützten sie. Nein, so hatten die Krähen keine Chance, eines der Kleinen zu erbeuten. Die Schutztruppe begleitete die Mutter mit den Jungen durch das Schirmertor hinunter zur Stadt. Ruth Ehrenbold: «Für die Familie war es ein grosser Chrampf: Die Kleinen purzelten die Treppe hinunter, sie mussten sich immer wieder aufrappeln.»
Kein Küken verloren
Unten in der Stadt rannte Victor Ehrenbold voraus, stoppte den Verkehr und schoss Fotos. Die andern Begleiter achteten darauf, dass keine Menschen zu nahe kamen. Ruth Ehrenbold: «Die Mutter schlug zielstrebig den Weg Richtung Reuss ein.» Nach nur 20 Minuten hatte der Gänsesäger-Nachwuchs die rund 600 Meter zum Wasser zurückgelegt.
Am Mühlenplatz schaute Gerda kurz zurück: Sind alle da? Wie die Fotos beweisen: Ja! Die Gänsesäger-Mama hat es tatsächlich geschafft, alle 16 Küken zum Wasser zu führen. Auch dank Mithilfe der Tierschützer.
Beim Kraftwerk sprang Gerda in die Reuss. Die Kinder machten es ihr mutig nach. Ruth Ehrenbold staunte: «Ich war sehr besorgt, aber die Mutter ging klug vor, führte ihre Kleinen um die starke Strömung herum auf die andere, ruhige Seite der Reuss.» Von hier liess sich die Familie flussabwärts treiben. Die Helfer verloren sie aus den Augen.
Küken, passt auf!
Nun müssen sich Gerda und ihre Kinder alleine gegen Gefahren wehren. Solche lauern auch im Wasser: Hechte schnappen sich Küken von unten, grosse Möwen von oben.
Ruth Ehrenbold: «Jedes Jahr spielen sich Dramen ab, wenn die Kleinen ihre Bruthöhle verlassen. Manche landen auf der anderen Seite der Mauer, oder sie werden von Menschen gestört. Ich bin so froh, dass wir dieser Familie helfen konnten.»