Gegen den Schützen (†60) von Luthern Bad LU lief 2012 ein Verfahren wegen Verdacht auf Körperverletzung und Tätlichkeit, teilt die Luzerner Polizei heute mit. Ausserdem hatte er für die Tatwaffe keinen Waffenerwerbsschein, wie Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft erklärt.
Der Vorwurf gegen Erwin R.*, der «Bänz» genannt wird: Er habe Therese «Resi» H.* († 44) auf dem Bauernhof Enzischür bereits vor dem Drama am Sonntag ins Gesicht geschlagen und unter anderem gewürgt.
Bänz sagte aber aus, er habe in Notwehr gehandelt, weil Resi auf ihn losgegangen sei und ihn mit einem Holzstock geschlagen habe. Es stand Aussage gegen Aussage.
Aufgrund der Ermittlungsergebnisse wurde die Untersuchung eingestellt. Resi akzeptierte. Am Sonntag wurde sie von Bänz erschossen.
Bänz hatte Waffen versteckt
Der 60-Jährige kam bereits früher mit dem Gesetz in Konflikt. Strafen von 2003 wegen Vergehens gegen das Tierschutzgesetz und Fahren in angetrunkenem Zustand sind verjährt.
Das Gerücht aber hält sich, Bänz wildere gerne. Seine Waffen versteckt er, als besorgte Bekannte mit der Polizei drohen.
Resi am Boden liegend erschossen
Am Sonntagabend kommt es auf dem Hof zum Blutvergiessen. Bänz' Bruder Wendelin R.* (46) ist im Stall beim Vieh. Bei ihm ist Resi, die Wendelin oft bei der Arbeit hilft. «Mit den Kälbchen kann sie es besonders gut. Sie hat eine Gabe», sagt ihr Freund Heinz L.* gestern.
Wendelin und Resi melken die Kühe, Bänz ist ausgeflogen, Mutter Hedwig (87) schläft. Kurz vor 18 Uhr steht plötzlich Bänz im Stall. Er zieht einen Revolver. Zielt auf seinen Bruder. Drückt ab. Er verfehlt Wendelin knapp.
«Ich habe sofort Resi am Arm gepackt», sagt Wendelin R. am Spitaltelefon zu BLICK. «Weg da, dachte ich nur.» Beide rennen aus dem Stall, zum Unterstand.
Da stürzt Resi. «Sie lag am Boden, als Bänz sie einfach erschoss.» Resi ist sofort tot. Wendelin rennt um sein Leben, will beim Nachbarn Hilfe holen. Bänz zielt, drückt mehrmals ab. Zwei Kugeln treffen.
Dann will sich Bänz mit dem Revolver selber richten. Er kommt mit schweren Kopfverletzungen ins Spital. Gestern stirbt er. Laut Luzerner Polizei wird seine Leiche obduziert und dabei auch untersucht, ob er zur Tatzeit alkoholisiert war.
Bänz gönnte Wendelin nichts
Der Hof gehörte Wendelins Vater, einem Kundenmetzger. Er starb vor Jahren bei der Arbeit an einem Herzinfarkt. Wendelin erbt den Hof und arrangiert sich mit den meisten der 16 Geschwister.
Doch Bänz gönnt seinem kleinen Bruder gar nichts. «Er war eifersüchtig auf Wendelin», sagt Heinz L. «Auf den Hof, darauf, dass er es so gut mit Tieren konnte.»
Eines Tages sei Bänz einfach aufgetaucht und auf dem Hof eingezogen. Wendelin wehrt sich nicht, er ist zu gutmütig. «Stattdessen zog er aus», sagt Heinz L. weiter. «Seither arbeiteten die Brüder aneinander vorbei.» (dnp/gno/kko/SDA)