Die Zahlen sorgten am Sonntag in Malters LU für Aufregung. Die «Sonntagszeitung» publizierte eine Auswertung des Bundesamts für Gesundheit (BAG), die aufzeigt, dass in der Luzerner Gemeinde in den letzten 30 Jahren am meisten Masernfälle verzeichnet wurden. BLICK besuchte das Epizentrum und fragte bei den Betroffenen vor Ort nach. Ihre Ansage: Wir sind keine Masern-Hölle. Aber: In Sachen Impfschutz lässt man sich auch nicht gern bevormunden.
Die Impfpflicht ist in Malters umstritten
Michele Rossi (60) fände es zwar gut, wenn alle im Kindesalter die Masern-Impfung machen würden. Schlussendlich liege die Entscheidung aber in der Eigenverantwortung von jeder Person. «Deshalb bin ich strikt gegen die Einführung einer Impfpflicht. Das wäre ein Zwang, der nicht sein darf», sagt er.
«Eine Impfpflicht fände ich ganz schlimm», sagt auch Lena Kesseli (24). Ihrer Meinung nach sei das eine sehr persönliche Entscheidung, und man sollte niemanden zum Impfen zwingen. Elias Plüss (15) findet die Masern-Impfung sinnvoll, jedoch sollte sie nicht Pflicht werden. «Jede Person soll selber entscheiden können, ob sie sich impfen lassen möchte.»
Karin Karadede (47) sieht die Sache anders – und fordert: «Weil sich die Masern dieses Jahr extrem ausgebreitet haben, wäre ich auf jeden Fall für die Einführung einer Impfpflicht.»
«Vorbeugen ist besser als heilen»
Rentnerin Vreni Schmid (80) hat eine eigene Theorie. Sie denkt, dass die Zahl der Masernfälle wegen der Auslandsaufenthalte gestiegen ist. «Die Leute gehen ins Ausland in die Ferien, stecken sich dort an und schleppen die Krankheit dann in die Schweiz ein.»
Marion Wolf (18) meint, dass man sich auf jeden Fall impfen lassen soll, und findet eine Impfpflicht sinnvoll. Denn: «Eine Impfung schadet ja niemandem – und hilft allen.»
Rentner Franz Häfliger (80) vermutet, dass die Leute das Thema Masern nicht mehr ernst nehmen würden. Sein Motto: «Vorbeugen ist besser als heilen! Wenn man die Möglichkeit hat, die Ausbreitung zu verhindern, dann sollte man dies auch machen.»
Auch Fritz Steiner geht mit den Impfgegnern ins Gericht: «Ich finde es bedenklich, dass sich hier viele Personen noch immer gegen die Impfung wehren.» Er hofft, dass man den Stopp einer Masern-Epidemie auf freiwilliger Basis erreichen kann. Ansonsten wäre auch eine Impfpflicht das letzte Mittel, um die Ausbreitung zu bekämpfen.
Die Gemeinde Malters wehrt sich
Auch bei den Gemeindeverantwortlichen sorgten die Zahlen der «Sonntagszeitung» für erhöhte Temperaturen. In einer Mitteilung schrieb der Gemeinderat: «In den letzten fünf Jahren wurde für Malters kein Masernfall gemeldet. Seit 2010 ist gemäss Kantonsarzt des Kantons Luzern lediglich ein Fall bekannt.» Man hält fest: «Malters liegt damit unter dem schweizerischen Durchschnitt.» Ihre Diagnose: Die errechneten Zahlen hätten nichts mit der Realität zu tun.