Beat Studer trauert um seinen erschossenen Sohn
«Ich war so stolz auf Benno. Er hat fürs Schwingen gelebt»

Beat Studer ist überzeugt: Sein Sohn hätte das Zeug gehabt, Schwingerkönig zu werden.
Publiziert: 27.02.2013 um 22:03 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:22 Uhr
1/6
Kranzschwinger Benno Studer (†26).
Foto: ZVG
Von Gabriela Battaglia, Leo Ferraro, Céline Trachsel und Adrian Schulthess

Kranzschwinger Benno Studer († 26) stirbt kurz nach neun Uhr. In der Kantine, beim Znüni. Das Leben des jungen Sportlers: ausgelöscht. Durch die Schüsse von Amokläufer Viktor B. († 42).

Zum letzten Mal sah Beat Studer (58) seinen Sohn am Dienstagabend. «Er hat mir gesagt, er gehe draussen vor dem Haus in den Jacuzzi. Das war unsere letzte Begegnung», sagt der Wirt aus Schüpfheim LU.

«Ich realisiere das alles noch gar nicht richtig. Erst jetzt, wo ich vor all seinen Kränzen stehe, verstehe ich langsam, was passiert ist.» Beat Studer streicht mit der Hand über einen Balken, an dem Glocken hängen, die Benno gewonnen hat: «Den hat er selber gebaut.»

Entlebucher «Muskeltier»

Benno Studer war im Sägemehl erfolgreich: 42 Kränze holte er in seiner Karriere, darunter einen Eidgenössischen.

Er gewann 2007 den wichtigen Brünig-Schwinget, 2011 das Innerschweizerische.

Studer war einer, der nicht so schnell aufgab. «Im Moment gibt es keine Garantie für mein Comeback im Sägemehlring», sagte Studer letzten Sommer im SonntagsBlick. Damals lag er mit einem verletzten Knie im Berner Inselspital. Aber Studer hat gekämpft. Ab März hätte er wieder trainieren dürfen!

Auch Schwingerkönig Nöldi Forrer (34) weiss vom Kampfgeist Studers. «Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Benno dem Amokläufer in den Weg stellen wollte», sagt er.

Vater Beat Studer: «Benno freute sich so sehr auf das Eidgenössische in Burgdorf im August. Er wollte wieder einen Kranz holen, so wie 2010 in Frauenfeld. Er hatte das Zeug dazu, irgendwann Schwingerkönig zu werden», sagt Studer. «Benno hat fürs Schwingen gelebt.»

«Er war ein guter Bursche»

Benno Studer fand mit 16 richtig zum Schwingsport. Schnell galt er als Entlebucher «Muskeltier», mit zuletzt 115 Kilo auf 187 Zentimeter Körpergrösse.

Im Trophäenraum greift Beat Studer nach einem Foto­album. Zeigt Aufnahmen seines Sohnes mit den Preisen, die dieser im Säge­mehlring gewonnen hat. Tränen schiessen dem Vater in die Augen: «Ich war so stolz auf ihn. Er war ein guter Bursche.»

«Er arbeitete seit einem halben Jahr bei Kronospan», sagt Vater Beat Studer. «Er ist zwar Schreiner, aber jetzt hatte er einen Bürojob. Er wollte eine körperlich weniger anstrengende Arbeit, damit er sich wieder mehr aufs Schwingen konzentrieren kann. Er ging jetzt jeden Tag zum Trainieren in den Kraftraum!»

Auch das zweite Opfer von Viktor B. hinterlässt eine trauernde Familie. Die frühere Handarbeitslehrerin Christina N.* (†43) aus Menznau war verheiratet, hatte zwei Töchter (9 und 12). Ihr Mann Reto arbeitet bei Kronospan als Abwart, Christina N. in der Kantine des Betriebs. Und: Bis im August 2010 wohnte ihr Killer Viktor B. gleich in der Wohnung über ihnen!

«Als ich hörte, was passiert war, gab es mir einen Stich ins Herz», sagt eine Freundin. «Sie war so ein aufgestellter und sympathischer Mensch.»

* Namen der Redaktion bekannt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Derzeit sind keine Kommentare verfügbar.